Der Preis, gestiftet von der Mediengruppe Pressedruck in Augsburg und der Porzellan Manufaktur Nymphenburg, ist mit 2.500 Euro dotiert. Die Serafina wird in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse und dem Börsenblatt jährlich auf der Frankfurter Buchmesse verliehen.
Jurybegründung
Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck begründete in seiner Laudatio die Entscheidung der Jury (Moni Port, Birgit Fricke, Stefan Hauck und Claudia Maria Pecher) wie folgt:
"Gleichsam als Folie hat die in einer verschlafenen Kleinstadt am Fuß der schwäbischen Alb geborene Illustratorin die Hintergründe wie geheimnisvolle Schnittmusterbögen arrangiert. Sie zeigt uns die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven, fernab das Haus von Olas Tante, ein geselliger Ort voller Geschichten, wo Schaf und Ziege Karten spielen, der Fuchs ein Gläschen mit der Tante hebt, die Mäuse auf dem Tisch tanzen und Igor schläft. Bei den Klängen seiner Lieblingsschallplatte wird der polnische Zirkushund wach und erinnert sich an seine Zeit als Zirkushund: »Eigentlich«, sagt er, »kamen die Leute nur, um mich zu sehen«. Bescheidenheit ist nicht die Stärke des charmant protzenden, alternden Tausendsassas, der mit jedem Polkatakt des Akkordeons mehr wie im Rausch dem Sog seiner eigenen Fabulierlust erliegt.
Die setzt Iris Anemone Paul, die schon als zappeliges Mädchen ihre Schulstunden vorwiegend mit Zeichnen verbracht hat, in opulente Bilder eines unbeschwerten Zirkuslebens um, eine musikalisch und bildlich geprägte Klang- und Bühnenwelt, die die Jury an die Polowetzer Tänze aus Alexander Borodins Oper »Fürst Igor« denken ließ. Immer wieder sehen wir die sich drehende Schallplatte im Bild, die die Figuren in kreisrunden Bewegungen mit sich zieht, mit Holzschnittschraffuren, die vor Energie strotzen und Richtung geben. Die Szenen der dynamischen Außenwelt rücken Igors Aufschneidereien zurecht und kontrastieren mit der behaglichen Atmosphäre im Haus der Tante: Ola lauscht Igors Erzählungen, sie kuschelt und genießt.
Iris Anemone Paul, so wissen wir, hat in ihre WG einen großen schwarzen Hund geholt, worauf sie dann ausziehen musste, mit ihm nach Bremen weiterzog, um an der Hochschule für Künste zu studieren – vom Fotolabor zu Holzwerkstatt und Druckpresse, bis sie das Designerin-Diplom in der Tasche hatte. »Der Hund«, so ist ihrem Lebenslauf zu entnehmen, »tat beim Studieren meistens sehr unbeteiligt und konnte sich dann im selbstverwalteten Studentencafé am besten entfalten. Mittlerweile betagt, war er vom nächsten Umzug in die Großstadt Hamburg nicht gänzlich überzeugt, kam aber mit«. Wir sehen an diesem Zitat: Paul hat nicht nur Kunst studiert, sondern auch intensiv ihren Hund, was man dem Buch deutlich anmerkt: Igor ist eine Persönlichkeit.
Inzwischen hat sie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften ihren Master in Illustration gemacht und vermittelt Menschen mit Behinderung in einer Werkstatt die Kunst des Siebdrucks – auch »Polka für Igor« ist in Siebdrucktechnik ausgeführt. Die Jury ist gespannt, was sie aus der Werkstatt noch alles herausholt – was übrigens auch für anderen Nominierten gilt: Wir sind sehr neugierig auf Ihre nächsten Werke."
Nominiert waren:
- Jamie Aspinall, Daniel Fehr: Hannas Hosentasche. Helvetiq, 30 S., 14 Euro
- Mateo Dineen, Dita Zipfel: MONSTA. Tulipan Verlag, 48 S., 15 Euro
- Mira Gysi: Die Geiss, die alles weiss. NordSüd Verlag, 32 S., 15 Euro
- Franziska Meiners:Das Flüstern des Orients. NordSüd Verlag, 112 S., 25 Euro
- Iris Anemone Paul: Polka für Igor. Kunstanstifter Verlag, 48 S., 24 Euro