Die NPD Group hatte die beiden Services im Dezember 2016 von der Nielsen-Gruppe im Rahmen der Übernahme von Nielsen BookScan und der buchbezogenen Geschäfte übernommen. Nach Mitteilung der MVB nutzen mehr als 4.100 Buchhändler aus 100 Ländern und 250 Verlage Pubnet und PubEasy für den Austausch von Bestelldaten. Die Geschäfte werde die neugegründete, hundertprozentige Tochtergesellschaft MVB US Inc. als eigenständiger Geschäftsbereich am neuen MVB-Standort in New York führen. General Manager des Unternehmens wird Ted Hill, der bisher als Berater in der Entwicklung und Einführung technologischer Services im Verlagswesen aktiv war und in dieser Funktion u.a. eine aktive Rolle beim Launch neuer Unternehmungen wie Edelweiss und NetGalley gespielt hat. "Bis Ende 2018 ist die bestehende Technik der Bestellsysteme lizensiert und soll anschließend von einer MVB-eigenen Infrastruktur abgelöst werden, die am Standort Frankfurt am Main mit zusätzlichem Personal entwickelt wird", so die Mitteilung der MVB. Perspektivisch sei auch die Integration des Bestell-Clearings IBU vorgesehen..
MVB-Geschäftsführer Ronald Schild: „Mit dem Zukauf der Bestellsysteme Pubnet und PubEasy übernimmt die MVB eine führende Stellung unter den Dienstleistern in zwei der weltweit größten Buchmärkte (USA und Deutschland). Beide Angebote haben einen hohen Bekanntheitsgrad sowie eine sehr gute Marktdurchdringung. Die technisch-inhaltliche Nähe zu unserem bestehenden IBU-Geschäft macht die Übernahme zu einer perfekten Akquisition innerhalb unserer Entwicklungsstrategie, mit der wir über die Grenzen des deutschsprachigen Raumes hinaus wachsen wollen." Die Synergien in der Funktionalität der drei Bestellsysteme würden der MVB die Gelegenheit geben, die technische Infrastruktur zusammenzuführen, um so die bestehenden und weitere Märkte mit einer einheitlichen Plattformstrategie zu bedienen, so Schild weiter.
Karyn Schoenbart, Geschäftsführerin der NPD Group, ergänzt: "Wir sehen uns den Interessen der Buchbranche verpflichtet und die Übernahme von Pubnet und PubEasy durch die MVB ist eine gute Nachricht für die Branche. Die Kunden von Pubnet und PubEasy werden von der außerordentlichen Erfahrung der MVB und ihrem Fokus auf die kontinuierliche technische Weiterentwicklung profitieren. Die NPD Group wird BookScan und auch weitere Dienstleistungen innerhalb ihrer Kernkompetenzen, wie Marktbewertung und analytische Lösungen, ausbauen."
Pubnet organisiert das Bestellwesen zwischen Verlagen und Buchhändlern mittels des weltweiten Standards Electronic Data Interchange (EDI). Zu den Kunden gehören der MVB zufolge 250 aktive Verlage / Lieferanten, 1.600 aktive Händler; 2016 wurden 16,7 Millionen Geschäftsvorgänge abgewickelt.
Aufträge werden über die Warenwirtschaftssysteme komplett automatisiert an Pubnet übergeben und an die entsprechenden Verlage weitergeleitet. "Der wesentliche Nutzen des Systems liegt in der Effizienzsteigerung: Buchhändler verbinden sich mit einem System und erreichen so alle relevanten Verlage, für Verlage erübrigt sich die individuelle Anbindung von über 1.000 Buchhändlern", so die Mitteilung. Das sei besonders bei der Kommunikation von großen Buchhändlern mit kleineren Verlagen sowie von kleineren Buchhändlern mit den Verlagen relevant. Für Buchhandlungen ist der Service bis auf eine Einrichtungsgebühr kostenfrei, Verlage zahlen einen jährlichen Festbetrag basierend auf der Vorjahresnutzung.
PubEasy (11 US-amerikanische und drei kanadische Lieferanten, 4.100 Händler in 100 Ländern, 10,2 Mio. Geschäftsvorgänge im Jahr 2016) ist ein webbasiertes Bestellsystem, das weltweit eingesetzt wird und "nur minimale technische Voraussetzungen auf Kundenseite erfordert und auch ohne eigenes Warenwirtschaftssystem genutzt werden kann", so die MVB. Buchhändler können mit der Anwendung bibliographieren, allgemeine und individuelle Preise sowie Lieferbarkeiten tagesaktuell recherchieren und ihre Aufträge verwalten – inklusive Bestellbestätigungen sowie Bestellhistorie und -status. Der Service ist für Buchhändler kostenfrei, Verlage zahlen einen jährlichen Festpreis basierend auf der Vorjahresnutzung
Zwischen den Zeilen stehen nur Kosten:
eine USA-Niederlassung, ein Geschäftsführer in New York und wer sonst noch müssen bezahlt werden; zusätzliche Reisekosten und Spesen sind zu erwarten;
Entwicklungsinvestments durch zusätzliches Personal in Frankfurt sind nötig, um nach 2018 die auslaufende Lizenz der Bestellsysteme abzulösen;
Entwicklungsinvestments sind zu stemmen, um die Zusammenführung der drei Bestellsysteme zu realisieren.
Das soll alles von den Verlagen finanziert werden? Das zusätzliche Personal für die technische Entwicklung ist eben mal zu finden? Die Programmierungen laufen ohne Verzögerung, Komplikationen und termingerecht ab?
Da darf man gespannt sein, trotz allem ein mutiger Schritt und man kann dem MVB nur alles Gute wünschen.