Lernmittel für schnelle Verständigung im Alltag

Deutsch als Fremdsprache

20. Januar 2017
Redaktion Börsenblatt
Wie lernen Spanier, Syrer oder auch Bulgaren hierzulande Deutsch? Verlage leisten Hilfestellung – mit einer Vielzahl von Lehrwerken und Übungsheften, auf die Schulen und Kursleiter zurückgreifen können.

Neben den Asylsuchenden, deren Zahl variiert, wandern jährlich 150.000 bis 200.000 Menschen nach Deutschland ein, um hier zu arbeiten, vor allem aus EU-Staaten: eine große Zielgruppe für all jene Verlage, die mit ihren Büchern und Produkten den sprachlichen Einstieg und damit auch die gesellschaftliche Integration erleichtern wollen. Aktuell halten die einschlägigen Verlage viele Reihen und Hilfsmittel bereit, die auf die akuten Bedürfnisse von Flüchtlingen ausgerichtet sind. Ob sie nun "Herzlich ­willkommen. Einstiegskurs Deutsch" (Cornelsen) oder "Ein guter Start" (Klett) heißen – oder in Form von Bildwörterbüchern und Wortkarten daherkommen: Allen gemeinsam ist der Versuch, den Einstieg in die deutsche Sprache so einfach wie möglich zu gestalten.

Viele Bilder sollen dabei helfen, einen passenden Wortschatz für den Alltag aufzubauen. Wichtiger als Grammatik ist das ­Dialogtraining, das breiten Raum einnimmt. Dieses Konzept zieht sich inzwischen durch fast alle Lernhilfen und Deutschkurse. "Wortschatz und Grammatik ­haben eindeutig eine 'dienende' Funktion – das Sprachhandeln steht im ­Mittelpunkt", betont Herbert Bornebusch, Redaktionsleiter der Lehrwerke Deutsch als Fremdsprache bei Klett. Sprache lernt man durch Sprechen – diese Erkenntnis hat sich mittlerweile durchgesetzt. Das Dialogtraining und das Schaffen konkreter Sprachanlässe sollen im Mittelpunkt der Lehrwerke stehen – was auch eine Vorgabe des  Rahmencurriculums des Bundesminis­teriums für Migration und Flüchtlinge ist.

Dieses Konzept, das die aktive Förderung des Sprechens priorisiert, findet sich nicht nur in den Hilfsmitteln für Flüchtlinge, sondern auch in den zahlreichen berufsvor­bereitenden Sprachkursen und Lehrwerken wieder. Diesen Weg geht schon seit vielen Jahren sehr konsequent der  Kölner Assimil-Verlag. Der Verlags­name ist Programm: In den Büchern wird der kindliche Spracherwerb nachgeahmt. Das heißt: so wenig Regeln aus der Grammatik wie möglich, Aufbau des Wortschatzes ausschließlich im ­Dialog- und Textkontext, niemals isoliert. Wichtig ist, Menschen schnell in eine Routine des Sprechens zu bringen.

Der Wortschatz wächst durch die aktive Teilnahme an Gesprächen und Dialogen von alleine und auch grammatikalische Fallstricke lösen sich durch die Sprechpraxis leichter. Das oberste Ziel, so Bornebusch, sei es, den Lernenden genau die Kompetenzen zu vermitteln, mittels derer sie in Alltag und Beruf selbstständig und der Situation entsprechend handeln können. Was das bedeutet, lässt sich an der Klett-Reihe "Einstieg Beruf" ablesen. Zielgruppe sind hier Leser, die sich an die Sprache, aber auch an das Lernen gewöhnen müssen – damit sie möglichst schnell eine Arbeit aufnehmen können.

Bei der Entwicklung der sechsbändigen Reihe "Menschen" von Hueber standen vor allem Erkenntnisse der Lernpsychologie und der Neurodidaktik im Vordergrund. Storytelling, Arbeit mit Bildern und Wiederholungen bilden den konzeptionellen Grundstein dieser Reihe. Hinzu kommen hier – wie auch bei den Lehrwerken von Klett, Cornelsen und Westermann – multimediale Inhalte wie Apps oder online abrufbare Video- und Audiosequenzen. Sie fördern das autonome Lernen und bieten Lehrenden eine zusätzliche Möglichkeit, innerhalb der Lerngruppe zu differenzieren. 
Didaktische Differenzierung ist dann auch das zentrale Stichwort, wenn es darum geht, Kindern aus dem Ausland in Kindergärten und Schulen die deutsche Sprache näher zu bringen. Die sprachlichen Ausgangskompetenzen sind hier oftmals sehr unterschiedlich – und ­Zuwanderer aus dem arabischen, russischen oder slawischen Sprachraum müssen erst einmal das lateinische ­Alphabet lernen. Die in der Westermanngruppe erschienene Reihe "Intro. Deutsch als Zweitsprache" bietet hier für Schüler verschiedener Altersstufen ein praxis­orientiertes Konzept: Es wird einer zum Teil erforderlichen Alphabetisierung gerecht – geht aber auch auf andere Anforderungen ein.

Neben kompletten oder aufeinander auf­bauenden Deutschkursen für ­Kinder und Jugendliche gibt es ­zahlreiche Bildwörterbücher für alle Altersgruppen, die vor allem auf den Aufbau eines Grundwortschatzes hinzielen. Ob "Deutsch lernen mit Foto­karten" (Cornelsen), Bildwörter­bücher (DK, Mildenberger) oder Kompendien mit "1.000 ersten ­Wörtern Deutsch" (Langenscheidt): Hier geht es nicht um ein tiefes ­Verständnis der deutschen Sprache, sondern darum, schnell einen Wortschatz zu entwickeln, der eine erste Orientierung in Deutschland ermöglicht.

Reihen und Lehrwerke für Erwachsene
  • "Berliner Platz Neu. Deutsch im Alltag" (Klett), in zahlreichen Integrationskursen zur Berufsvorbereitung eingesetzt
  • "Menschen" (Hueber), sechsbändiges Lehrwerk, das durch Methodenvielfalt und ein breites multimediales Angebot auffällt
  • "Assimil German" (Assimil-Verlag), Lehrbuch, das sich fast ausschließlich auf Dialoge und Sprachanlässe konzentriert
  • "Der komplette Kurs 'Deutsch als Fremdsprache'" (Pons, 288 S., 2 Audio- + MP3-CDs und Onlinetests, 29,99 Euro), neben sprachpraktischen Übungen liegt der Fokus auf Grammatik und Lexik
Reihen und Lehrwerke für Kinder und Jugendliche
  • "Intro. Deutsch als Zweitsprache" (Schroedel, ab Februar), mehrteiliges Werk für Integrationsklassen mit Arbeitsheften, die auf unterschiedliche Anforderungen eingehen, und einem Alphabetisierungsband
  • "Willkommen in Deutschland. Deutsch als Zweitsprache für Jugendliche" (Milden­berger), Arbeitshefte und animierende Lernspiele für verschiedene Altersgruppen
  • "Achtung – fertig – Deutsch" (Westermann Schulbuch), Karteikarten, die sich auch für selbstständiges Lernen eignen
  • "Prima plus" (Cornelsen), verschiedene Stufen, inhaltlicher Fokus liegt auf interkultureller Kompetenz
Bildwörterbücher
  • "Langenscheidt. Wie heißt das? Die 1.000 ersten Wörter Deutsch" (Langenscheidt, Februar, 180 S., 4,99 Euro), 800 Bilder und Grafiken und 1.000 Wörter aus allen relevanten Themen- und Lebensbereichen
  • "Deutsch lernen mit Fotokarten. Sekundarstufe I / II. Erste-Hilfe-Wörter" (Cornelsen scriptor, Februar, 604 S., 19,99 Euro), 300 Fotokarten erleichtern Aufbau und Sicherung eines Grundwortschatzes
  • "Hueber Bildgrammatik" (Hueber,184 S., 16,50 Euro), grammatikalische Regeln verständlich auf einen Blick erklärt
  • "Bildwörterbuch Deutsch" (DK, 104 S., 12,95 Euro), die beiliegende CD mit Hörbeispielen unterstützt Aussprache und Hörverständnis. Für Grundschüler