Beide erhalten ein jeweils sechsmonatiges Stipendium in Höhe von 12.000 Euro, wie der Deutsche Literaturfonds mitteilt. Die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien vergeben der Deutsche Literaturfonds und der Arbeitskreis für Jugendliteratur jährlich zur Leipziger Buchmesse.
"Im Jahr des Affen" ist der dritte Roman der 1973 in Saigon/Vietnam geborenen und heute in Herford lebenden Schriftstellerin Que Du Luu. Nach Ende des Vietnamkriegs flüchtete sie wie Millionen anderer Boatpeople über das Meer, um mit ihrer Familie ein neues Leben in Deutschland zu beginnen.
Die Jurybegründung: "Flüchtlinge haben ein Leben vor der Flucht und manchmal auch eines danach. Nachrichtenbilder zeigen meist keines davon, sondern nur den Moment einer Rettung oder die Ungewissheiten und Gefährdungen in Auffanglagern und Heimen. Que Du Luu erzählt in ihrem dritten Roman hingegen vom Leben einer Familie in China und Vietnam genauso wie von der neuen Heimat in Herford/Westfalen. Von der 16-jährigen Mini, die so lebt wie andere deutsche Teenager auch und die erst durch die schwere Krankheit ihres Vaters gezwungen ist, über das Flüchtlingsschicksal ihrer Familie als Boatpeople der ersten Generation 1976/77 und damit über ihre eigene Identität nachzudenken. Ist sie eine 'Banane', außen gelb und innen weiß? Was bedeuten ihr die Traditionen, die ältere Verwandte hochhalten? Warum ist ihr Chinesisch so schlecht? Que Du Luu erzählt davon mit Humor und im Detail sehr genau. Im 'Jahr des Affen' findet Mini zu einer Identität, die ihre Herkunft mit der Gegenwart zusammenfügt. Sie gewinnt an Souveränität, gegenüber der Außenwelt und gegenüber sich selbst."
Für ihr literarisches Werk erhielt Que Du Luu bereits mehrere Auszeichnungen, darunter den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis und den Hohenemser Literaturpreis.
Michael Sieben, geboren 1977, studierte Wirtschaftswissenschaften in Mainz, Köln und Paris/Frankreich und lebt seit 2006 mit seiner Familie in Berlin. 2011 war er unter den Finalisten des Open Mike. "Ponderosa" ist sein Debütroman.
Die Jurybegründung: "Erst ist die verfallene Hütte, genannt Ponderosa, am Rand der Siedlung eine Zuflucht für zwei Jungen und ein Mädchen, eine Art von Idyll der ausklingenden Kindheit. Da sind sie 13. Zwei Jahre später aber wird sie der Ort, an dem sich Konflikte zeigen, die die drei Protagonisten auseinandertreiben. Weil aus Freundschaften etwas anderes wird, das mehr ist, aber auch schmerzhafter: Begehren, Beziehungen, Misstrauen, Eifersucht. Michael Sieben erzählt davon in einem packenden Roman, der soziale Verhältnisse zwischen Hochhauswohnungen und Einfamilienhäusern genauso auslotet wie die Veränderungen, die seine Figuren durchmachen, die Stimmungen und Gefühle, die sie vereinzeln, ehe sie sich am Ende, nach einem Finale, das einem Thriller Ehre machen würde, in einer neuen Konstellation wiederfinden. Das Ende der Kindheit schnörkellos erzählt – spannend und subtil. Ein Debütroman als großes Versprechen."
Jurymitglieder
Der Jury gehören Susanne Helene Becker (Vorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur), Birgit Müller-Bardorff (Vorsitzende der Kritikerjury zum Deutschen Jugendliteraturpreis) und Michael Schmitt (3sat/Kulturzeit) an.
Preisverleihung auf der Leipziger Buchmesse
Die Verleihung der Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien findet am Donnerstag, dem 23. März, um 14.00 Uhr im Saal 1 des Congress Centers auf der Buchmesse Leipzig statt. Am Freitag, dem 24. März, um 10.00 Uhr präsentiert Michael Schmitt die beiden Stipendiaten am 3sat-Messestand (Glashalle).
Die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien sollen dazu dienen, deutschsprachige Jugendbuchautoren, die bereits erste überzeugende Titel veröffentlicht haben und eine positive literarische Entwicklung erkennen lassen, in ihrer Position zu stärken. Unabhängig von den Anforderungen des Marktes und unter finanziell gesicherten Lebensumständen sollen sie ihnen ermöglichen, ein nächstes Buchprojekt zu verwirklichen.