An den Plänen für ein Gütesiegel wird bereits seit vergangenem Jahr gearbeitet. Den Anstoß dazu hatten die Aussagen der Volontäre in Bezug auf die Ausgestaltung ihrer Ausbildung in der vorigen Nachwuchsumfrage gegeben. Die hatte, wie das Börsenblatt exklusiv berichtet hatte, erneut erhebliche Mängel in der Volontärsausbildung aufgezeigt – wenn auch mit rühmlichen Ausnahmen. „Die Generation Praktikum ist Geschichte“, fasste Johanna Steinkamp von der AG Nachwuchsrechte die Ergebnisse der im Frühjahr veröffentlichen Nachwuchsumfrage zusammen. Laut dieser Erhebung stellen viele Verlage inzwischen ausschließlich studentische Pflichtpraktikanten ein, da diesen kein Mindestlohn gezahlt werden muss. Konsequenterweise absolvieren Nachwuchskräfte in der Buchbranche heute weniger Praktika als noch vor einigen Jahren – was wiederum Auswirkungen auf den Rekrutierungsprozess hat. Mit dem Gütesiegel für die eigenen Ausbildungsplätze zu werben, könnte für die Unternehmen daher einen Wettbewerbsvorteil darstellen.
Was fair ist, sollen die Verlage gemeinsam mit Volontären und den Jungen Verlagsmenschen aushandeln. Der Verein wird bei den kommenden Verhandlungen von der Gewerkschaft Verdi beraten – am gemeinsamen Fernziel Tarifvertrag für Volontäre der Buchbranche halten die JVM weiter fest. „Wir wollen mit den Verlagen partnerschaftlich zusammenarbeiten“, fasste Lena Augustin die Diskussion um die Position des Vereins zusammen, die nach zwei Jahren als 1. Vorsitzende in Köln nicht mehr zur Wahl angetreten war.
Die AG Nachwuchsrechte ist eine Arbeitsgruppe im Verein, die sich aktiv für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen von Berufseinsteigern und Young Professionals einsetzt, etwa mit der bereits erwähnten bundesweit angelaufenen Kooperation mit Verdi (die beim Jahrestreffen in der Alten Feuerwache mit einem Infozelt vertreten war), der Nachwuchsumfrage oder Events an Universitäten zum Thema Berufseinstieg. Jede der derzeit 13 Städtegruppen des Vereins ist über feste Ansprechpartner mit Verdi vernetzt, im vergangenen Jahr fanden zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen rund um die Themen Arbeitsrecht, Arbeitsvertrag und Ausbildung statt. Dieses Engagement könnte nach Willen des alten sowie des neuen Vorstands auch erstmals seinen Weg in die Vereinssatzung finden, wie die neue, einstimmig gewählte Vorsitzende Cigdem Aker (zuvor Schatzmeisterin) unterstrich, die sich für das Thema stark macht.
90 Prozent der Jungen Verlagsmenschen sind weiblich
"Die Nachwuchsrechte sind aber nicht unser einziges Thema“, fasste die künftige Schatzmeisterin Selina Reimer in Form einer Wortmeldung während der Jahreshauptversammlung zusammen. Wie die Mitgliederstruktur und eine Umfrage unter den Jungen Verlagsmenschen gezeigt hatte, wünschen sich vor allem ältere Mitglieder jenseits der 30 eine stärkere Repräsentation ihrer Anliegen, für mehr als die Hälfte dieser Mitglieder spielt das Thema Fortbildung eine größere Rolle als die Nachwuchsrechte. Eine Forderung, der der Verein mit einer wachsenden Zahl von Kooperationen begegnet:
- Mitglieder erhalten 10 Prozent Nachlass bei Fortbildungsangeboten des mediacampus frankfurt
- gemeinsame Veranstaltungen mit den BücherFrauen
- Rabatt für Messen wie die Future Publish
- Freikarten als Messereporter auf der London Bookfair, Leipziger Buchmesse, Frankfurter Buchmesse.
Bei gesunden Vereinsfinanzen bleibt das Wegbrechen älterer Mitglieder ein Problem des Vereins: 721 Junge Verlagsmenschen zahlten im vergangenen Jahr brav ihre Beiträge, 129 Neueintritte wurden vermeldet. Dem stehen 66 Ausschlüsse von Mitgliedern im Jahr 2017 gegenüber, die plötzlich die Zahlung der Mitgliedsbeiträge einstellten. Insgesamt waren 124 Abgänge zu verzeichnen. Fast 90 Prozent der Mitglieder des Vereins sind weiblich, am stärksten vertreten ist die Altersgruppe zwischen 26 – 32 Jahren (391 Mitglieder).
Die Professionalisierung der Vereinsarbeit wird durch einen erneuerten Webauftritt und in der Cloud verfügbaren Informationen für Städtegruppenleiter und Mitglieder sowie neue vereinsinterne Kommunikationstools vorangetrieben.
Teil des Jahrestreffens waren auch ein Bewerbungsmappencheck von Bommersheim Talents, ein Austausch der Städtegruppenleiter mit dem Vorstand und geselliges Beisammensein von Freitag bis Sonntagmittag. Auch die AG Nachwuchsrechte setzte ihre Planungen zum Gütesiegel für Volontäre fort. Daneben standen Workshops mit Fachreferenten auf dem Programm, etwa zur Umschlaggestaltung, zur Communitybildung in der Gamesbranche oder zum selbstsicheren Auftreten. Gespannt sein darf man auf ein Imagevideo der Jungen Verlagsmenschen – die Dreharbeiten konnte man während des Jahrestreffens beobachten. Für Auflockerung sorgte die heitere Keynote am Samstag von Michael Heß, der passend zum Ort und Motto des Jahrestreffens „Kommt klüngeln“ mit Augenzwinkern die Besonderheiten der Kölschen Klüngelei näher brachte.
Der neue Vorstand der Jungen Verlagsmenschen
- Cigdem Aker (1. Vorsitzende, zuvor Schatzmeisterin, Holtzbrinck ePublishing)
- Britta Fietzke (2. Vorsitzende, zuvor 5. Vorstandsmitglied, Büchergilde Gutenberg, freie Lektorin und Übersetzerin)
- Selina Reimer (Schatzmeisterin, Kiepenheuer & Witsch)
- Katharina Herzberger (Schriftführerin, C.H. Beck)
- Kim-Marie Philipp (5. Vorstandsmitglied, Studentin an der HTWK Leipzig)
Über die Jungen Verlagsmenschen
721 Mitglieder (davon rund 90 Prozent weiblich)
Aktuell 13 aktive Städtegruppen (eine Gruppe in Münster in Planung, neue Gruppe Rhein-Neckar)
Sponsoren des Jahrestreffens in Köln: Rowohlt, Ebner Verlag, Bastei Lübbe, Kiepenheuer & Witsch, S. Fischer, Egmont, dtv, Verlag Sternenfeld, Lingen Verlag und be; Medienpartner war auch in diesem Jahr das Börsenblatt.
Hier finden Sie eine Bildergalerie zum Jahrestreffen der Jungen Verlagsmenschen in Köln.