Julius-Campe-Preis 2018

Christian Petzold wird für "Transit" geehrt

12. Oktober 2018
Redaktion Börsenblatt
Im Hessischen Hof in Frankfurt wurde soeben der Julius-Campe-Preis an den Filmemacher Christian Petzold verliehen. Der Verlag Hoffmann und Campe vergibt diesen Preis jährlich an Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise für Literaturkritik und Literaturvermittlung einsetzen.

Petzold wird für seine filmische Adaption des Romans "Transit" von Anna Seghers ausgezeichnet ("Transit", 2018). Der Preis ist mit 99 Flaschen edlen Weins und des bei Hoffmann und Campe erschienenen Faksimiles der "Französischen Zustände" Heinrich Heines dotiert. Verlegerin Birgit Schmitz verlas die Begründung vor Branchenvertretern und prominenten Gästen aus der Kulturszene.

Die Laudatio hielt die Autorin Carolin Emcke. Die Friedenspreisträgerin des Jahres 2016 würdigte Petzolds Art, sich der literarischen Vorlage zu nähern – vor allem die "Doppelbelichtung", mit der Petzold den Stoff der Kriegszeit (40er Jahre) mit der Gegenwart überblende. Das Oszillieren zwischen den Zeiten mache den transitorischen Zustand, in dem Geflüchtete damals wie heute lebten, sinnfällig. Die melancholische Stimmung, die die Fluchtgeschichte verbreite, werde ergänzt durch einen Möglichkeitsraum der Hoffnung, der zu humanem Handeln auffordere.

Petzold verzichtete angesichts der gelungenen Laudatio auf eine eigene Rede und gab einige Kino-Anekdoten aus seiner Kindheit zum besten. Und erzählte von der Begegnung mit Anna Seghers' 92-jährigem Sohn, der zur Premiere des Films angereist war.