Petersen erzähle seine Geschichte "ganz ohne Pathos, Moralisierung, platte Schuldzuweisung und stereotype Feindbilder, direkt, unmittelbar und schonungslos", befand die Jury. Die siebzehnjährige Dawn habe genug von der aufzehrenden, aber letztlich ertraglosen Arbeit und dem ärmlichen Leben in Sugartown. "In der Hoffnung auf ein einträglicheres Einkommen und ein besseres Leben in City, einer reichen Stadt jenseits des Meeres, legt sie ihr Schicksal schließlich in die Hände von Fluchthelfern, die ihr einträgliches Geschäft freilich nicht aus reiner Menschenliebe betreiben. Es folgt eine Reise voller Strapazen und Gefahren, in der natürliche wie auch von Menschen geschaffene Grenzen und Hindernisse überwunden werden müssen. Endlich in City angekommen, wird ihr Traum, sich und ihrer Familie durch eine menschenwürdige Arbeit eine gesicherte Existenz zu ermöglichen, jedoch auf eine harte Probe gestellt", so die Jury.
Petersen nutze für seine Geschichte einen lakonisch-nüchternen, fast journalistisch präzisen Erzählton, den er seiner Protagonistin in den Mund legt. Dabei wirkt die Erzählweise weder neutral noch unbeteiligt. "Gerade wegen seiner Sachlichkeit berührt und schockiert dieses Jugendbuch zutiefst. Anhand eines individuellen Schicksals macht es auf zentrale und skandalöse gesellschaftliche Missstände aufmerksam, die strukturelle Ursachen haben und einer dringenden Lösung bedürfen", so Mario Zehe, Vorsitzender der Jury.
Zum Autor
Martin Petersen wurde 1950 in Kopenhagen geboren, arbeitete lange Zeit als Lehrer und in der Kinder- und Jugendhilfe. Seit 1989 ist er außerdem als Schriftsteller tätig und hat seitdem elf Romane für Kinder und Jugendliche veröffentlicht.
Die Preisverleihung findet am 2. März 2018 in der Zentralbibliothek Hamburg statt.
Zum Preis
Der mit 2.000 Euro dotierte Heinrich-Wolgast-Preis zeichnet im zweijährigen Turnus Kinder- und Jugendbücher aus, die sich in besonderer Weise der Darstellung von Arbeitswelten in der Kinder- und Jugendliteratur verpflichtet haben.
Die Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) sichtet und prüft Kinder- und Jugendliteratur und -medien unter dem Gesichtspunkt der Verwendbarkeit in pädagogischen Arbeitsfeldern. Die AJuM arbeitet bundesweit und ist Teil der (Bildungs-)Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).