Investorentag bei Bastei Lübbe

BEAM us up

25. Februar 2015
Sabine Schmidt
Der zweite Investorentag von Bastei Lübbe hatte die digitale Zukunft im Fokus, insbesondere die eBook-Verkaufsplattform BEAM und die geplante Flatrate. Umsatzschwerpunkt bleibt aktuell das klassische Buchgeschäft.

Anderthalb Jahre nach dem Börsengang des Kölner Verlags zeigte sich Vorstandsvorsitzender Thomas Schierack beim zweiten Investorentag (24. Februar) zufrieden: Bastei Lübbe sei gut aufgestellt. Ein starkes Weihnachtsgeschäft brachte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2014/15 einen Umsatzanstieg um 1,9 Prozent auf 86,8 Millionen Euro. Nach den Übernahmen der Selfpublishing-Plattform BookRix, des eBook-Shops BEAM und des Spieleentwicklers Daedalic Entertainment seien weitere Übernahmen erst einmal nicht geplant.

Streamingplattform BEAM: 24 Millionen Nutzer für 2020 geplant

Bei Bastei Lübbe heißt es "Go West", nämlich nach Amerika, aber auch "Go East", nämlich nach China. "Hier stehen wir kurz vor dem Abschluss der ersten größeren Zusammenarbeit", sagte Jörg Plathner. Vor allem sprach der Verantwortliche für den Geschäftsbereich digitale Medien aber über BEAM. Bastei Lübbe will den Onlineshop zur größten internationalen Plattform für Streaminginhalte ausbauen. Dabei setzt das Unternehmen auf die Vermarktung eigener Serien und auf eine Flatrate von 4,99 Euro im Monat für die werbefreie Nutzung der Inhalte. Ab 2016 sollen Inhalte auf Deutsch und Englisch angeboten werden, in den beiden folgenden Jahren sollen Spanisch und Portugiesisch (2017) und Mandarin (2018) hinzukommen. Die Plattform habe man sich ein bisschen bei Netflix "abgeguckt", gibt Thomas Schierack zu. Bastei Lübbe schaue sich aber generell in der Film- und Musikbranche um, um sich Anregungen zu holen. Bis 2020 sollen weltweit 24 Millionen Nutzer für die Plattform gewonnen werden. Zwischen 15 bis 20 Millionen Euro will Bastei Lübbe in den nächsten beiden Jahren für BEAM ausgeben. Dabei könne sich durchaus ein Investor beteiligen, so Schierack.

Positive Bilanz fürs laufende Geschäftsjahr

Insgesamt erfolgreich, zudem international und zunehmend digital – so präsentierte sich Bastei Lübbe den Investoren. Als wichtiger Beleg dafür wurde Bastei LLC vorgestellt, ein Joint Venture in den USA mit einer 50-prozentigen Beteiligung der Kölner, das auf internationale digitale Serien setzt. Außerdem die Selfpublishing-Plattform BookRix, mit der der Verlag ebenso Akzente setzen will wie mit dem Spieleentwickler Daedalic. Bastei Lübbe-Programmchef Felix Rudloff richtete den Fokus vor allem auf ein Spiel zu Ken Folletts Mittelalterschmöker "Die Säulen der Erde": "Erste Passagen werden wir auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst vorstellen. Auf den Markt kommen soll das Videospiel 2017, wenn auch der dritte Band von Folletts Mittelalter-Reihe erscheint."

Im Segment Nonbook kamen die Kölner durch die Konsolidierung von Daedalic und die positive Entwicklung beim Geschenk- und Dekoartikel-Unternehmen Räder von 8 auf 14,6 Millionen Euro Umsatz. Bei den Roman- und Rätselheften blieb er mit 7,9 Millionen Euro nahezu konstant. Allein im Segment Buch war ein Rückgang von 69,4 auf 64,3 Millionen Euro zu verbuchen. "Der letzte Band von Ken Folletts Trilogie über das 20. Jahrhundert erreichte zwar die Top-Platzierung der Spiegel-Bestsellerliste, kam aber nicht an Dan Browns Vorjahreserfolg mit 'Inferno' heran", erklärte Schierack.

Autoren als Umsatzgaranten

Den Löwenanteil seines Umsatzes macht der Verlag nach wie vor mit dem klassischen Buchgeschäft. "Hier sind wir stark, auch wenn wir im Segment Hardcover Belletristik im Jahr 2014 auf Platz 2 im deutschen Vergleich zurückgefallen sind", so Marketingleiter Klaus Kluge. Bei den Taschenbüchern Belletristik konnte Bastei Lübbe sich von Platz 6 um eine Position verbessern.

"Es wird auch positiv weitergehen", prognostizierte Programmchef Rudloff, auch wenn das nächste Geschäftsjahr weder mit einem neuen Ken Follett noch mit einem neuen Dan Brown aufwarten kann. Aber es gebe noch andere Umsatzgaranten: allen voran Jeff Kinney mit seinem zehnten "Greg", Rebecca Gablé mit dem fünften Band ihrer Waringham-Serie, die ursprünglich einmal als Trilogie geplant war, oder Sebastian Fitzek, der eigentlich in München bei Droemer publiziert, mit seinem zweiten Bastei Lübbe-Seitensprung. Zudem schreibe Timur Vermes nach seinem großen Erfolg mit "Er ist wieder da" am zweiten Buch.

Einen Autor mit starken Umsätzen präsentierten die vier Vorstandsmitglieder live: Comedian Ralf Schmitz. Er hat seine haarsträubenden Erlebnisse mit Handwerkern in dem Buch "Schmitz‘ Häuschen" verarbeitet und sorgte im Gespräch mit Moderator Peter Grossmann bei den Investoren für gute Laune. Angeboten wurde am Ende der Veranstaltung zudem ein Rundgang durch den Verlag, bei dem die Gäste über eines der Seriencover mitentscheiden konnten. Das passte: Es präsentierte sich ein Haus, das auf seine (Serien-)Tradition setzt und zugleich die (digitale) Zukunft in Angriff nimmt.