Aus den 24 nominierten Titeln entschied die Kritikerjury
- in der Sparte Bilderbuch für Oyvind Torsetters "Der siebente Bruder" (Gerstenberg),
- im Kinderbuch für "Viele Grüße, deine Giraffe" von Megumi Iwasa und Jörg Mühle (Moritz),
- im Jugendbuch für Manja Präkels "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß" (Verbrecher Verlag),
- im Sachbuch für Gianumberto Accinellis "Der Dominoeffekt" (Sauerländer).
"Ich bin sprachlos - und das kommt nicht oft vor", meinte Preisträgerin Manja Präkels. Was haben die Deutschen fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung nicht gelernt?, wollte Moderatorin Vivian Perkovic von Manja Präkels wissen. "Einander zuzuhören, auf Augenhöhe sein", so Präkels. Was man ihrer Meinung nach dagegen tun könne?, schob die Preisstifterin, Bundesfamilienministerin Franziska Giffey nach, die es sich nicht nehmen ließ, zu kommentieren und auch mit den Gewinnern zu reden. "Bildung ist der Zugang zu allem, zur Welt, da müssen wir sicherstellen, dass alle, unabhängig vom Einkommen und Hautfarbe, diesselbe Chancen haben", so Präkels Antwort - Steilvorlage für die Ministerin, sich engagiert zu diesem Thema warmzureden, was Moderatorin Perkovic zu der trockenen Bemerkung veranlasste: "Am besten wir verteilen Nummern und dann kann jeder nach der Veranstaltung noch weiterreden ..."
Hat Torsetter Vorbilder für seine Figuren? wollte Moderatorin Vivian Perkovic von Torsettter wissen. Er schaue sich schon im realen Leben um, aber dann werde es fiktiv. Die Verbindung zwischen Wort und Text erleichtere die Übersetzung, meinte seine Übersetzerin Maike Dörries.
Das Votum der Jugendjurys
Die Jugendjurys entschieden sich aus den sechs nominierten Titeln für Angie Thomas "The Hate U Give" (cbj). Es sei unglaublich authentisch, man könne sich gut in die Situation einfühlen, und es habe mit der Ungerechtigkeit gegenüber der schwarzen Bevölkerung ein wichtiges Thema, so ein Mitglied der Jugendjury.
Sonderpreis-Schwerpunkt 2018: Übersetzung
Der Sonderpreis Neue Talente im Bereich Übersetzung geht an Gesa Kuntner. Inhaltliche Korrektheit sei ein Kriterium, so die Sprecherin der Sonderjury Heike Elisabeth Jüngst, "der Text soll nich geglättet werden, es soll nichts hinzugefügt werden, und die schwedischen Gedichte, die hier keiner kennt, wurden durch deutsche ersetzt".
Der Sonderpreis für das Gesamtwerk im Bereich Übersetzung erhält Uwe-Michael Gutzschhahn. Der fast schon tosende Applaus im Saal zeigte: Der Preis hat hier ohne jeden Zweifel den richtigen getroffen. Wie Jüngst in ihrer Laudatio sagte: Es gibt hier wohl niemanden im Saal, der Gutzschhahn nicht kennt. Bilderbücher mit Textbezügen - für ihn kein Problem, Sachbücher und erzählende Literatur ebenso, und 150 übersetzte Titel, die in seiner Übersetzung lebendig blieben - all das hebt den Ruf in der Branche. Er komme sich bei seiner Arbeit vor wie ein Klavierspieler, der das Stück mit seinen Mitteln auszudrücken versuche, fand Gutzschhahn ein treffendes Bild in seiner Dankesrede.
"Jede große Karriere fängt mit dem Lesen von Bilderbüchern an"
"Wer liest, gestaltet unsere Gesellschaft mit, durchschaut Fake News", hatte der Vorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur, Ralf Schweikart zur Begrüßung gesagt. Aber Lesenlernen koste Zeit, und da sei in Deutschland in den letzten Jahren einiges schief gelaufen. Damit sich das ändere, "müssen wir jetzt etwas tun - eine Million Euro stellen Schulen für digitale Zukunft zur Verfügung, aber wie sieht es mit den Werkzeugen zum Lesenlernen aus, wie mit den Schulbibliotheken, in denen die 'Häschenschule' das neueste Werk ist?" Schweikart ging es darum, das Fundament für das Lesen zu stärken, nicht abzuwarten, sondern zu handeln - jetzt. "Lesen ist cool, viel cooler als nur auf Smartphones zu starren", schloss sich Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller an.
"Digital ist gut - aber analog hat doch die beste Grafik" habe ein Mädchen am Nachmittag zu ihr auf der Messe gesagt, berichtete Bundesjugendministerin Franziska Giffey und griff dann den Satz auf, den die hessische Landessiegerin beim Vorlesewettbewerb, Emily Stromann, auf der Bühne zuvor gesagt hatte: "Egal aus welchem Land ein Autor kommt, das Buch kann immer gut sein". Ganz die Sichtweise der Ministerin, die Schweikart beipflichtete, dass es wichtig sei, "dass wir Kindern das nötige Rüstzeug geben. Wir müssen erzählen, dass jede große Karriere mit dem Lesen von Bilderbüchern anfängt."
Mich ärgert das und ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass vielleicht eine neue Kategorie eingeführt wird, in der das ohne Frage spannende Genre Graphic Novel/Comic Raum finden kann und die nominierten/prämierten Bilderbücher dann auch wirklich Bilderbücher sind.