Betriebsrat zum Streit um die ehemalige Weltbild-Logistik

"Die angekündigten Investitionen dürften eine Luftnummer sein"

15. September 2015
von Börsenblatt
Geschäftsführung und Betriebsrat von Also Logistics Services (ehemals Weltbild) trennt ein tiefer Graben: Die Mitarbeitervertreter kritisieren die Sparpläne aus der Chefetage und zweifeln zudem am Investitionsversprechen. "Also setzt das Insolvenzrecht als Waffe gegen die eigene Belegschaft ein."

Den Alltag des Betriebsratsvorsitzenden Peter Fitz bestimmen seit Montag wieder stundenlange Meetings, die Lage scheint brenzlig: Zur Debatte steht die Zukunft von Also Logistics Services – und damit, zumindest aus seiner Sicht, auch die Zukunft von Weltbild.

Im Weltbild-Verdi-Blog äußert er sich nun zur aktuellen Auseinandersetzung mit der Geschäftsleitung von Also Logistics Services. "Also setzt das Insolvenzrecht gegen die eigene Belegschaft ein", kritisiert er. Dabei sei der Standort Augsburg hochattraktiv; selbst die Also-Abgesandten hätten das, als sie am Montag vor Ort gewesen seien, mehrfach betont. "Aber sie wollen alles zum Nulltarif. Das ist modernes Raubrittertum."

Verdi-Betriebsgruppenchef Timm Boßmann hatte schon am Freitag, kurz nachdem die Sparpläne über die "Augsburger Allgemeine" öffentlich wurden, gegenüber boersenblatt.net von einer "langen Liste von Grausamkeiten" gesprochen, die weit über das Thema Personalabbau hinausgingen. Der Weltbild-Verdi-Blog gibt nun einen Überblick über die zentralen Forderungen der Geschäftsführung: 

  • Entlassung von 350 Mitarbeitern, für die eine Transfergesellschaft gegründet werden soll (zu der die Betriebsräte nach eigenen Angaben aber noch keine Details in Erfahrung bringen konnten);
  • Die Stammbelegschaft, die zum Zeitpunkt der Weltbild-Insolvenz noch 1.000 Mitarbeiter umfasste, reduziert sich damit auf 150 (bereits bei der ersten Insolvenz wurden 500 Stellen gestrichen);
  • Dafür wolle die Unternehmensführung im Schnitt 75 Leiharbeiter beschäftigen.
  • Bestehende Betriebsvereinbarungen, etwa über Zulagen, möchte die Geschäftsführung laut Verdi-Blog kassieren;
  • Zusätzlich ist offenbar geplant, die Gehälter abzusenken (um rund 20 Prozent) und die Zahl der Urlaubstage zu kürzen (auf 25).    

Die Spätfolgen der Weltbild-Insolvenz: Chaos nach Plan?

Ob und inwiefern der Betriebsrat diesem Sparkonzept, dass die Geschäftsführung ihnen als Zukunftskonzept offeriert, zustimmt, oder ob (und wie) er sich dagegen wendet, ist noch offen. Fest steht im Grunde nur eines: Dass die Situation an ihren Nerven zerrt. Ist bald alles aus, wenn sie nicht mitziehen?

Der neue Eigentümer gebe keinerlei Garantien, "nicht für eine einzige der getroffenen Aussagen", heißt es im Weltbild-Verdi-Blog. Statt Ansatzpunkte für zielführende Verhandlungen zu schaffen, werde das "Schreckgespenst einer Betriebsschließung beschworen". Es werde immer deutlicher, dass "hinter dem vordergründig chaotischen Handeln der Gesellschafter ein abgefeimter Plan" stehe: Ohne Rücksicht auf Verluste, versuche Also die eigenen Verwertungsinteressen durchzusetzen – und schade damit auch der Sanierung von Weltbild.

Meint es Also ernst mit den angekündigten Investitionen?

Daran, dass die angekündigten Gelder – wie berichtet, will Also nach eigener Aussage bis zu 15 Millionen Euro in den Standort Augsburg investieren – jemals fließen, glauben die Mitarbeitervertreter nicht. Der Weltbild-Verdi-Blog notiert ihre Vermutung: Es dürfte sich "um eine reine Luftnummer handeln".