Die Akademie der Künste sei "mehr als besorgt über den von kunstfernen Begriffen geprägten Diskurs, der um das Gedicht 'ciudad (avenidas)' ihres Mitglieds Eugen Gomringer entstanden ist", schreibt Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie, in einer Mitteilung. Sie fährt fort: "Das Wesen und die Freiheit der Kunst sind bedroht, wenn man sie zu instrumentalisieren versucht." Eugen Gomringer sei der Begründer und einer der bedeutendsten Vertreter der Konkreten Poesie.
Meerapfel kündigt an, dass die Akademie der Künste "an exponiertem Ort, der Fassade ihres Gebäudes
am Pariser Platz" die Arbeit Gomringers ehren und sein Gedicht "schweigen" in den öffentlichen Raum stellen wird. "Die Kunstfreiheit muss über eine unsachliche Debatte jederzeit erhaben bleiben", so die Präsidentin der Akademie der Künste.
Ende Januar hatte der Stadtrat des oberfränkischen Rehau, dem Wohnort von Eugen Gomringer, beschlossen, dessen Gedicht "avenidas" im spanischen Original an der Fassade des städtischen Gebäudes Maxplatz 9 direkt im Stadtzentrum anbringen zu lassen, so eine Pressemitteilung der Stadt.
Hintergrund
Der Akademische Senat (AS) der Alice Salomon Hochschule Berlin hat in seiner Sitzung am 23. Januar 2018 entschieden, Eugen Gomringers Gedicht "avenidas" bei der Neugestaltung der Südfassade zu entfernen (siehe Archiv). Schon 2016 hatte die Studierendenvertretung Gomringers Gedicht, das 1953 entstanden ist, als sexistisch kritisiert, weil Frauen als schöne Musen beschrieben würden, die nur den männlichen Künstler inspirierten (siehe Archiv).