Vorsicht Buch!: Bilanz zum Stickeralbum

"Für die zweite Runde möchten wir einen großen Partner gewinnen"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Das erste Sammelalbum des Buchhandels soll nicht das letzte gewesen sein: Anne-Mette Noack, Marketingleiterin beim Börsenverein, über Erkenntnisse aus der Vorsicht Buch!-Aktion - und eine mögliche Fortsetzung.

Konnte das Stickeralbum das erhoffte Sammelfieber auslösen - oder ist die Temperatur bei den Kids eher niedrig geblieben?

Noack: Für eine Premiere war das Album extrem erfolgreich. Wir haben dafür auch viel Lob und Aufmerksamkeit von branchenfremden Unternehmen bekommen, die gerne mitgemacht hätten – was aber nicht ging, weil es ja ausdrücklich ein Album für den Buchhandel vor Ort sein sollte. Das Interesse von außen hat uns gezeigt, dass die Aktion über die Branche hinaus wahrgenommen wurde. Viele haben gemerkt: Da wird was getan für den stationären Handel, die Buchbranche ist quirlig, innovativ.

Hat der Buchhandel beim Album so mitgezogen wie erhofft?

Noack: Es gab viele außerordentlich engagierte und kreative Buchhändler, die Lesetüten für Erstklässler mit Stickertüten bestückt, mit Kindergärtnern und Lehrern kooperiert haben. Auch unsere Vorlagen für Pressemeldungen sind gut genutzt und gedruckt worden. Wer die Werbetrommel gerührt und rund ums Album Aktionen angeboten hat, der wurde mit großer Nachfrage belohnt – und vor allem: mit neuen Kunden im Laden.

Vorab gab es auch kritische Stimmen aus dem Sortiment, die sich an Sammelaktionen im Handel eher stören. Sind die Bedenken zerstreut worden?

Noack: Wer kein Freund von Sticker-Sammelaktionen ist, den werden auch wir nicht überzeugen können. Trotzdem weise ich immer wieder darauf hin, dass sich unser Album von den Aktionen der Supermärkte unterscheidet. Während die Handelsketten auf einen Zug aufspringen, der gar nicht ihrer ist, arbeiten wir mit unseren starken Inhalten, mit gefragten eigenen Kinderbuchhelden. Darum beneiden uns viele. Letztlich betreiben wir damit auch Leseförderung.

Der Börsenvereinsvorstand hat jetzt empfohlen, ein zweites Album aufzulegen. Wie könnte es aussehen?

Noack: Sicher ähnlich. Allerdings müssen wir noch etwas mit der Neuauflage warten, bis die Zielgruppe nachgewachsen ist, denn die hat nach unseren Erfahrungswerten ein ziemlich klar zugeschnittenes Profil: Kinder zwischen vier und sechs Jahren.

Was sagen Verlage zu einer Fortsetzung?

Noack: Sie wünschen sich ein zweites Album. Auch viele Verlage, die beim ersten Durchgang nicht dabei waren, haben schon Interesse signalisiert.

Wo müsste nachgebessert werden?

Noack: Aus dem Buchhandel kam der Wunsch, die nächste Sammelaktion im Frühjahr zu starten, damit die Sommerferien und der Schulstart eingebunden sind. Wir müssen  nur aufpassen, dass nicht gerade eine WM oder EM ist - denn dann wäre die Konkurrenz zu den Fußball-Sammelaktionen zu groß. Für die zweite Runde möchten wir einen großen Partner gewinnen, damit das Album noch mehr Aufmerksamkeit bekommt. Der Partner könnte seinen Kunden in einem bestimmten Aktionszeitraum Stickertüten mitgeben – das Album und weitere Sticker gibt’s dann natürlich nur in der Buchhandlung.

Wer käme in Frage?

Noack: Mit der Drogeriekette dm haben wir im Rhein-Main-Gebiet einen Testlauf gestartet – und der hat wunderbar funktioniert. In einem klar definierten Aktionszeitraum bekamen Kinder an der Kasse kostenlos eine Stickertüte, natürlich mit dem Hinweis, dass das Album dazu in Buchhandlung wartet. Da wir den EK des zweiten Albums und der Tüten wieder so gering wie möglich halten wollen, damit möglichst viele Buchhändler sich beteiligen können, ist unser Mediabudget überschaubar. Wir brauchen deshalb jemanden, der in der Außendarstellung etwas breiter aufgestellt ist als wir und vom Anspruch und Engagement zur Buchbranche passt.

Was hat die ganze Aktion gekostet?

Noack: Knapp 400 000 Euro. Aber: Das Album hat sich komplett selbst getragen, die Arbeit im Hintergrund haben wir hier im Börsenverein, unter dem Dach von Vorsicht Buch! gestemmt. Zum Glück hatten wir mit den beteiligten Verlagen engagierte Partner, und Blue Ocean und die VVA waren tolle Dienstleister.

Was hat Vorsicht Buch! in den nächsten Monaten zu bieten?

Noack: Die Kampagne wird sich noch stärker auf den Handel vor Ort konzentrieren. Beispielsweise werden wir den Buchhandelsfinder auf der Vorsicht Buch-Seite weiter ausbauen. Das Profil der Buchhandlungen wird um den Eintrag "ist an Buchhandel.de angeschlossen und führt die Leseproben zum Deutschen Buchpreis" erweitert, natürlich nur, wenn dies der Fall ist. Dank dieser Erweiterung wird unser Buchhandelfinder für Kooperationen noch spannender, denn wir können durch eine Selektion gezielt nach Buchhandlungen suchen, die an Aktionen/Kooperationen teilnehmen und Verlinkungen von den Websites unserer KooperationsPartner zum Buchhandelsfinder anbieten.

Wir würden uns wünschen, dass Buchhandlungen selber noch mal überprüfen, wie sie im Buchhandelsfinder richtig dargestellt sind. Link zur Website, Kurztexte: Je mehr Informationen wir haben, desto besser. Anfang Juni wirbt Vorsicht Buch! dann wieder bundesweit auf hunderten Litfass-Säulen und Großflächen – mit der einfachen Botschaft: Wer Bücher liebt, kauft in der Buchhandlung.

Das Sammel-Album in Zahlen

  • Aktionszeitraum: 15. September 2014 – 31.März 2015
  • 16 Kinderbuchhelden aus sieben Verlagen
  • Über 1 500 teilnehmende Buchhandlungen (inklusive Filialen)
  • 252 000 verteilte Stickeralben (mit Nachauflage im November)
  • 10,1 Millionen Sticker
  • Kosten: 400.000 Euro. Die Aktion hat sich selbst getragen.