Buchhandlung schließt in Kirchheim/Teck

36 Jahre Einsatz für das Lesen

5. Mai 2015
von Börsenblatt
Margot Schieferle (66) schließt ihre Buchhandlung in Kirchheim/Teck (Baden-Württemberg) aus Altersgründen. Das Rechnungskundengeschäft wird ab 1. Juli von der Buchhandlung Roland Schöllkopf fortgeführt. Zumindest für dieses Jahr will Schieferle aber noch das Schulbuchgeschäft abwickeln.

Seit 36 Jahre war Schieferle in ihrer Buchhandlung im Stuttgarter Großraum für ihre Kunden da, das erste Jahrzehnt noch an der Seite einer Kollegin, die dann aus familiären Gründen nach Chile auswanderte. Den Elan Schieferles hat das aber nicht gebremst: Veranstaltungen, viele davon auch an und in Zusammenarbeit mit Schulen, Events zur Leseförderung, Autorenlesungen – in der Buchhandlung Margot Schäferle wurde es nicht langweilig. "Aber irgendwann ist Schluss", sagt die engagierte eBuchhändlerin, "der Mietvertrag läuft aus, noch einmal für fünf Jahre verlängern wollte ich nicht, es würde mir auch mit 80 Jahren genauso schwer fallen, zu schließen."

Weil die Ausschreibungen für das Schulbuchgeschäft bereits lange vorbereitet waren, will Schieferle zumindest in diesem Feld ihren buchhändlerischen Unruhestand nutzen und ein Lager anmieten. "Das habe ich schon mehr als 100 Mal gemacht", sagt die Buchhändlerin. Gut möglich, räumt sie ein, dass sie sich auch bei der nächsten Bewerbungsrunde ihren Namen in den Topf wirft.

Eine Nachfolgeregelung kam trotz vielversprechender Vorgespräche nicht zustande, besonders hart sei dies nicht zuletzt für das sechsköpfige Team, für das Ende Juni mit dem Auslaufen des Mietvertrages Schluss sein wird. Zwei Buchhändlerinnen soll es geben, die an den Räumen interessiert sind, am Ende wurden aber weder die Kundenkartei noch das Lager Schieferles übernommen. Ihr Rechnungskundengeschäft wird ab Juli nahtlos von der Buchhandlung Roland Schöllkopf fortgeführt – es hatte einen Anteil von rund 20 Prozent am Gesamtumsatz. "Ich kann verstehen, wenn die zwei Damen etwas Eigenes machen wollen", zeigt die Sortimenterin Verständnis. Doch spruchreif ist die (räumliche) Nachfolge wohl noch nicht, einen unterzeichneten Mietvertrag gibt es nicht. Große Umbauten hätten ohnehin angestanden: Der Vermieter will die Immobilie nur noch ebenerdig vergeben – Schieferle stehen derzeit auf zwei Etagen derzeit 270 Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung, vor allem für Kinderliteratur, hinzu kommt ein Schnäppchenmarkt im Untergeschoss. Der Wintergarten im ersten Stock, der als Leseinsel diente, wird verschwinden und vermutlich privatem Wohnraum weichen.

Im Obergeschoss führt Schieferle regionale Produkte: Whisky und Babybekleidung von der schwäbischen Alb zum Beispiel. "Die Kunden nehmen das gut an, das war ein richtiges Standbein", sagt die Buchhändlerin. Rund 16 Prozent am Gesamtumsatz habe sie mit Produkten aus der Region bestritten.

Schieferle ist auf der Suche nach einem Käufer für ihre Einrichtung: einen guten Eindruck vermittelt ein Youtube-Video. Vom 30. Mai bis zum 25. Juni findet in der Buchhandlung Margot Schieferle der Räumungsverkauf statt.