Im Alter von 87 Jahren

Günter Grass ist gestorben

13. April 2015
Redaktion Börsenblatt
Nobelpreisträger Günter Grass ist tot. Nach Angaben seines Hausverlags Steidl starb er im Alter von 87 Jahren heute morgen in einer Lübecker Klinik. Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller würdigt Grass als einen der bedeutendsten Schriftsteller Deutschlands. "Er war ein streitbarer Geist und hat in den politischen Debatten stets Position bezogen."

Günter Grass war ein Multitalent − war Autor, Zeichner, Grafiker und Bildhauer. Geboren wurde er am 16. Oktober 1927 in Danzig als Sohn einer Kaufmannsfamilie, studierte später Bildhauerei, zunächst an der Düsseldorfer Kunstakademie, dann an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, wie der Steidl Verlag auf seiner Website mitteilt. Ab 1955 nahm er regelmäßig an den Tagungen der Gruppe 47 teil.

1956 erschien sein erstes Buch, der Gedichtband "Die Vorzüge der Windhühner". Mit dem Roman "Die Blechtrommel" wurde er 1959 berühmt: Neben weiteren großen Romanen ("Hundejahre", "örtlich betäubt", "Der Butt", "Die Rättin" und "Ein weites Feld") entstehen Gedichtbände ("Gleisdreieck", "Ausgefragt", "Letzte Tänze" u.a.), Kurzprosa, Theaterspiele, Essays, Novellen ("Katz und Maus", "Im Krebsgang"), Erzählungen ("Das Treffen in Telgte", "Unkenrufe", "Aus dem Tagebuch einer Schnecke", "Kopfgeburten oder die Deutschen sterben aus" und "Mein Jahrhundert") sowie autobiografische Werke ("Beim Häuten der Zwiebel", "Die Box", "Grimms Wörter"). buchhandel.de verzeichnet insgesamt 731 lieferbare Titel, die der Nobelpreisträger des Jahres 1999 verfasst oder an denen er mitgewirkt hat. 

Der Steidl Verlag übernahm 1993 die Weltrechte am Werk von Günter Grass. Auf seiner Website hat der Verlag eine Liste mit Links bereitgestellt − sie führen zu Hörproben, Interviews und Rezensionen, zu Grass-Archiven, literarischen Institutionen und Stiftungen, mit denen er verbunden war.

"Wir werden ihn sehr vermissen"

Auch mit dem Börsenverein fühlte sich Grass verbunden; er hielt u.a. 1997 die Laudatio auf den Friedenspreis-Träger Yasar Kemal. Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins, bekundet seine Trauer. "Mit Günter Grass verlieren wir einen der bedeutendsten Schriftsteller Deutschlands, der mit seinem literarischen Werk weltweit Zeichen gesetzt hat. Er war ein streitbarer Geist und hat in den politischen Debatten stets Position bezogen. Damit gab er der deutschen Literatur in der Gesellschaft eine wirkmächtige Stimme. Wir werden ihn sehr vermissen."

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