Gründungserfahrungen einer Sortimenterin

Lebenstraum mit Lehrgeld

2. April 2015
von Börsenblatt
Was ändert sich, wenn man sich als Buchhändlerin selbstständig macht? Man weiß, wofür man so lange im Laden steht. Klaudia Quinesser über ihre Gründungserfahrungen mit der Cookothek in Klagenfurt.

Klagenfurt ist ein schwieriges Pflaster. Ein weiteres Vollsortiment hätte an diesem Standort keine Chance – das war mir von Anfang an klar. Deshalb habe ich nach einem zusätzlichen Standbein, einem besonderen Schwerpunkt für meine eigene Buchhandlung gesucht. Kinderbuch oder Kochbuch? Das war die Frage. Ich habe mich dann fürs Kochen entschieden, denn Genuss bringt die Menschen zusammen. Und ich wollte nicht nur Kochbücher verkaufen, sondern daneben auch ein Kochstudio eröffnen.

Für die Ausstattung habe ich einen Partner gefunden: Ein Freund hatte Kontakt zur Firma Miele, die überall in Österreich Aktivküchen für Kochvorführungen hat; nur Kärnten war bisher ein weißer Fleck. Jetzt betreibt Miele eine Aktivküche in meiner Buchhandlung. Im Gegenzug habe ich die Küchengeräte bekommen. Ab und an finden bei mir Kochtermine von Miele statt – das restliche Programm stemme ich allein, mit Vorträgen, Lesungen, Buchpräsentationen. Für die Kochkurse hole ich mir gute Hobby- und Profiköche ins Haus. Das traue ich mir nicht zu, auch wenn ich gern koche.

Die Inneneinrichtung hab ich selbst übernommen und mir Regale und Schaukästen fürs Kochbuchsortiment zusammengesucht. Ich wollte Vintage-Flair im Laden haben, nichts Vorgefertigtes. Die Kunden sprechen mich oft darauf an, wie hell und freundlich das Geschäft ist. Meine Website wurde erst vor zwei Wochen neu gestaltet: Ein Vertreter von Gräfe und Unzer hat mir geholfen. Er konnte das Elend nicht mehr mitansehen, wie er meinte. GU wird deshalb als Partnerverlag auf der Seite genannt. Dass die neue Website gut ankommt, merke ich vor allem an der steigenden Zahl der Onlinebuchungen für die Kochkurse.

Natürlich habe ich gerade am Anfang auch Lehrgeld bezahlt. Beim Namen etwa habe ich danebengegriffen. Klagenfurt ist ländlich, ein Provinzstädtchen. Cookothek erschließt sich nicht jedem auf Anhieb. Deshalb will ich demnächst an der Fensterfront den Zusatz »Die Bücherküche« anfügen. Das macht hoffentlich klarer, worum es hier geht.

In meinem 55 Quadratmeter großen Laden biete ich Kochbücher und kulinarische Krimis an, dazu Gewürze und andere Produkte. Auch hier habe ich dazugelernt: Kaffee und Tee verkaufen sich gar nicht, Diätthemen nur schleppend. Der Trend geht eher zum gesunden Genuss. Bücher und Non-Books sind derzeit meine wichtigsten Umsatzträger. Vier Kochworkshops im Monat sind zu wenig, um da mithalten zu können. Aber: In einem Jahr konnte ich schon viele Stammkunden gewinnen, für die Buchhandlung wie für die Kochschule.

An die Cookothek habe ich mich erst mit 50 gewagt, nachdem ich durch eine Fusion meinen alten Arbeitsplatz in einer Buchhandlung verloren hatte. Freizeit ist rar, ich bin immer im Laden. Aber das war ich vorher als Filialleiterin auch. Jetzt, als Inhaberin der Cookothek, weiß ich wenigstens, wofür. Die Cookothek ist mein Lebenstraum. Und ich habe Ausdauer.