Leipziger Buchmesse 2015

"Israel ist bunt, kreativ und chaotisch"

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Am Stand der Botschaft von Israel wurde am Vormittag der Schwerpunkt der Leipziger Buchmesse 2015 eröffnet: "1965-2015. Deutschland-Israel". Vor 50 Jahren nahmen beide Länder diplomatische Beziehungen auf. "Wir freuen uns, einen ersten Höhepunkt im Jubiläumsjahr zu setzen", so Messedirektor Oliver Zille zur Begrüßung.

Ein lebendiges Forum für israelisch-deutsche Begegnungen, wünscht sich Yakov Hadas-Handelsman, der Botschafter Israels in Deutschland, bei der Eröffnung des Messeschwerpunkts am Stand der Botschaft Israel (Halle 4, D 400). Beide Staaten hätten aufgrund der Vergangenheit ein einzigartiges Verhältnis, merkt er an. Auch in der Literatur: Israelische Autoren haben das deutsche Publikum erobert – viele seien mit neuen Büchern in Leipzig. Ein Blick in die Regale des Messestands der Botschaft bestätigt dies: Hier tummeln sich zahlreiche Novitäten in deutscher Übersetzung. Von Lizzie Doron, Ayelet Gundar-Goshen bis Meir Shalev. Alle zu Gast auf der Leipziger Buchmesse. "Israel ist Vielfalt", formuliert der Botschafter. Und weiter: "Israel ist bunt, laut, kreativ und immer chaotisch" – was sich in der Literatur widerspiegele. Diese Erkenntnis sollen die Besucher der Leipziger Buchmesse mitnehmen, erhofft sich der Diplomat.

In seiner Begrüßung hatte Oliver Zille darauf hingewiesen, dass die Leipziger Buchmesse in diesem Jahr verstärkt politische Akzente setzen will: "Literatur kann kaum unpolitisch sein", so der Messedirektor, "uns wird etwas abverlangt." Durch den Messeschwerpunkt erhofft er sich viele Eindrücke und neue Begegnungen und damit Auftrieb für die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Andreas Görgen, Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, würdigt das Jubiläum der diplomatischen Beziehungen: "Ohne den großen Schritt Israels vor 50 Jahren, wäre Deutschland heute nicht das, was es ist."

Der Leipziger Kulturbürgermeister Michael Faber, der auf lange Jahre als Verleger zurückblickten kann, freute sich, an dem "schönen Augenblick" teilzuhaben. "Literatur stiftet Sinn", so sein Credo. Ihre weitere wichtige Funktion sei es jedoch, Differenzen zu zeigen, denn "nur dann haben wir die Chance, sie zu überwinden". Leipzig pflege seit langem Beziehungen zu Israel, so Faber, hat eine Partnerstadt, und will in diesem Jahr den Thomanerchor auf eine Israeltour schicken.

Unter den Zuhörern etwa der umlagerte, israelische Schriftsteller Meir Shalev, locker gekleidet in Pullover und Jeans, der nicht nur heute ein strammes Programm vor sich hat. Zudem der Messedirektor der Jerusalemer Buchmesse, Yoel Makov. Im Februar war Oliver Zille mit einer Journalistengruppe Gast der "wunderbaren Jersualemer Buchmesse" – jetzt erfolgt (mit Unterstützung des Auswärtigen Amts) der Gegenbesuch aus Israel.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG), erstmals auf der Leipziger Buchmesse vertreten, hat ihren Stand direkt gegenüber dem der Israelischen Botschaft aufgebaut. Der Messeschwerpunkt sei "absolut notwendig", betont das DIG-Präsidiumsmitglied Barbara Hoffs. Das Publikum könne so – abseits der täglichen Probleme und Schwierigkeiten (etwa der ungelöste Konflikt mit den Palästinensern) – eine andere Seite Israels kennenlernen: die kulturellen Leistungen und die Vielfalt des Landes.

Die Literatur Israels können Besucher in den nächsten Tagen auf der Leipziger Buchmesse kennenlernen, unter anderem mit zahlreichen Veranstaltungen im Leseforum der Botschaft des Staates Israel (Halle 4, D 400). Am schön gestalteten Stand (mit Palme) gibt es zudem ein Bistro und Informationen zum Reiseland Israel.

Eröffnungsgala am Abend

Die große Eröffnungsgala findet heute Abend (12. März) im Schauspiel Leipzig statt: Um 19 Uhr beginnt die Lange Nacht der deutsch-israelischen Literatur (Motto: "Geschichten von Liebe und Finsternis"). Gleich nebenan lädt ab 21.30 Uhr der Club Tel Aviv ein (Schauspiel Leipzig, Baustelle).

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mg