190 Jahre Börsenverein in 19 Objekten (5/19)

Das Adressbuch: "Ein treuer, nie versagender Wegbegleiter im Alltag"

19. März 2015
von Börsenblatt
Mehr als 30.000 Adressen von Geschäftspartnern gibt es heute in der Online-Ausgabe des "Adressbuchs für den deutschen Buchhandel". Börsenvereinsarchivar Hermann Staub führt im fünften Teil unserer Serie in die bewegte Geschichte eines "unersetzlichen Hilfsmittels" der Buchbranche ein.

Neben dem Börsenblatt ist das Adressbuch für den deutschen Buchhandel und verwandte Geschäftszweige, wie die Titelfassung der ersten Ausgabe 1839 lautete, das wohl wichtigste Hilfsmittel für den buchhändlerischen Geschäftsverkehr. Das Adressbuch hat "... sich durch sich selber im ganzen Buchhandel so empfohlen und als so vortrefflich und brauchbar, ja unentbehrlich erwiesen, dass eine weitere Anpreisung etwa, ein allgemeines Hervorheben eben seiner Unentbehrlichkeit unnütz und überflüssig ist", konstatierte Julius Springer, der Berliner Verleger und spätere Vorsteher des Börsenvereins, bereits 1844 in einer Rezension. Indiz für die von Springer angesprochene herausragende Bedeutung ist, dass die gedruckte Ausgabe des Adressbuchs zwischen 1839 und 2011 in 152 Jahrgängen, mit Unterbrechungen während des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit also beinahe jährlich erschien.

Otto August Schulz, Gründer und Herausgeber des Adressbuchs bis zu seinem Tod 1860, verfolgte mit seinem ersten, 170 Seiten schmalen Bändchen die Absicht, "genauere Kenntniss von Dem" zu geben, "was zur vortheilhafteren Betreibung der verschiedenen Handelszweige unumgänglich erforderlich ist". An dieser ursprünglichen Intention hat sich auch über den letzten gedruckten Jahrgang 2011/2012 hinaus, der drei Bände mit über 3.500 Seiten umfasst, nichts Grundlegendes geändert. Dennoch sind Inhalte und Erscheinungsweise des Adressbuchs immer wieder aktuellen Erfordernissen angepasst worden. So wurde seit 1996 das Datenmaterial auch auf CD-ROM veröffentlicht. Aktuell bietet "ADB online" (www.adb-online.de) Zugriff auf rund 24.000 Verlage und 7.500 Buchhandlungen, sowie Selbstverlage, Auslieferungen, Verlagsvertreter, Agenturen und buchhändlerische Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Der Wert des Adressbuchs als historische Quelle ist immer wieder betont worden. Für die Rekonstruktion unternehmensgeschichtlicher Zusammenhänge ist das Periodikum unersetzlich. Entsprechend verfolgt die Historische Kommission des Börsenvereins das Vorhaben, das Adressbuch zu digitalisieren. Ein seltener Glücksfall für die buchhandelsgeschichtliche Forschung ist es, dass lückenlose Bestände des Nachschlagewerks jeweils im Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig sowie in der Bibliothek des Börsenvereins in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt am Main zur Verfügung stehen.

 

Hermann Staub
(h.staub@dnb.de)