Serie: 190 Jahre Börsenverein in 19 Objekten (4/19)

Eine schier unerschöpfliche Quelle: das Börsenblatt

19. März 2015
von Börsenblatt
Teil 4 unserer Serie ist ein Heimspiel: Börsenvereins-Archivar Hermann Staub blickt zurück auf die Entstehung des Börsenblatts und berichtet über die 181-jährige Geschichte des Fachmagazins. Wenn Sie wissen möchten, was Kurt Tucholsky über das Börsenblatt dachte: Hier erfahren Sie es.

Vor gut 181 Jahren, am 3. Januar 1834, erschien die erste Ausgabe des "Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel". Als Herausgeber fungierten zunächst die Deputierten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, nachdem der Börsenverein das seit Jahren geplante Projekt immer wieder verschoben hatte. Seit 1835 Eigentümer der Zeitschrift, veröffentlichte der Börsenverein bis auf eine Unterbrechung von wenigen Monaten direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – beinahe unglaublich! – über 36.000 Ausgaben der Zeitschrift, von 1945 bis 1990 in einer Leipziger und einer Frankfurter Ausgabe.

Wie bei einer Zeitschrift mit derart langer Geschichte nicht anders zu erwarten, gehen die Urteile hinsichtlich ihrer Qualität weit auseinander. Eines der prononciertesten stammt von Kurt Tucholsky, der das Börsenblatt 1921 eines "der reaktionärsten und interessantesten Blätter Deutschlands" nannte. Die im ersten Heft vorgestellte Konzeption der Zeitschrift (Fachbeiträge, Verbandsmitteilungen) hat sich im Grundsatz bis heute erhalten, sie erschien im Übrigen von 1866 bis zum Anfang der 1940er Jahre werktäglich. Diese Erscheinungsweise deutet bereits auf die überragende Bedeutung der führenden Fachzeitschrift für den Buchhandel im deutschen Sprachgebiet, gleichzeitig Verbandsorgan des Börsenvereins, hin – das Börsenblatt war, solange das Internet seinen Siegeszug noch nicht angetreten hatte, das wichtigste Kommunikationsmittel und Arbeitsinstrument der Buchhändler und Verleger im Geschäftsverkehr miteinander. Dieses Votum gilt für den redaktionellen und den "amtlichen" Bereich der Zeitschrift ebenso wie für den Anzeigenteil, der eine bislang insgesamt noch zu wenig beachtete Quelle für die Buchhandels- und Kulturgeschichte darstellt. Darüber hinaus bieten die Verzeichnisse der Neuerscheinungen unerlässliches Rüstzeug für den Bibliografen.

Angesichts des Werts der Zeitschrift als gedruckte Quelle für die Historiografie des deutschen Buchhandels bemüht sich die Historische Kommission des Börsenvereins seit einiger Zeit um die Digitalisierung des Börsenblatts 1834-1945, ein angesichts des geschätzten Umfangs von knapp 1.000.000 Seiten und verschiedener technischer Probleme komplexes Unterfangen. Im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig sowie in der Bibliothek des Börsenvereins in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt am Main stehen jeweils vollständige Bestände der Zeitschrift zur Verfügung.