Serie: 190 Jahre Börsenverein in 19 Objekten (3/19)

Buchhändlerbörse − Bau mittels Aktien

3. März 2015
von Börsenblatt
Spätestens mit Einweihung der Buchhändlerbörse wurde Leipzig 1836 seinerzeit zur ersten Adresse des deutschen Buchhandels. Im Gebäude der Ritterstraße zog auch die Börsenblatt-Redaktion ein, vor allem aber machten sich Kommissionäre ans Werk. Carola Staniek von der Deutschen Nationalbibliothek berichtet die Geschichte(n) des Buchhändlerhauses.

Bereits in der Gründungsversammlung des Börsenvereins 1825 stellte die Einrichtung eines Börsenlokales für die jährliche Abrechnung zur Ostermesse eine der wichtigsten Aufgaben dar. Doch erst am 26. April 1836 wurde nach anderthalbjähriger Bauzeit ein eigenes Vereinsgebäude nach dem Entwurf des Leipziger Stadtbaudirektors und Universitätsbaumeisters Albert Geutebrück feierlich eingeweiht. Die Baukosten wurden im Wesentlichen durch den Verkauf von 350 Aktien à 100 Talern und einen Zuschuss der sächsischen Regierung zusammengebracht.

Als Standort wurde die mitten im Buchhändlerviertel gelegene Ritterstraße am Nikolaikirchhof gewählt. Die Universität überließ dem Börsenverein das gewünschte Gelände für eine jährliche Grundrente und erklärte sich mit dem Abriss der baufälligen Bursa Bavarica einverstanden. Das neuerrichtete zweigeschossige Gebäude aus Backsteinmauerwerk und Sandstein mit Rundbogenfenstern weist klassizistische und Neorenaissance-Elemente auf. Unter dem Dachgesims verkündeten vergoldete Bronzelettern den Namen des Gebäudes: "DEUTSCHE BUCHHAENDLER BOERSE". Leipzig als unumstrittener Mittelpunkt des deutschen Buchhandels hatte nunmehr auch einen sichtbaren Mittelpunkt gewonnen. Nach den Einweihungsfeierlichkeiten tätigten die Kommissionäre zum ersten Mal ihre Abrechnungsgeschäfte im Festsaal im ersten Stock. Auf den über 300 Quadratmetern fanden bequem 100 Tische mit je zwei Stühlen Platz; so konnten 200 Firmen zu gleicher Zeit abrechnen.

In das Börsengebäude zogen die Redaktion des Börsenblattes, der Verein der Leipziger Buchhändler und in späteren Jahren unter anderem die Bestellanstalt, die Buchhändler-Lehranstalt und die Börsenvereins-Bibliothek. Außerhalb der Messen fanden vielfältige Veranstaltungen wie Konzerte, Gemälde- und Industrieausstellungen statt, so dass laufend Miete eingenommen werden konnte. Der starke Mitgliederzuwachs des Börsenvereins und ein größer werdender Verwaltungsapparat ließen die Räumlichkeiten schon nach wenigen Jahrzehnten unzulänglich erscheinen, so dass in den 1880er Jahren ein neues Buchhändlerhaus im Grafischen Viertel Leipzigs, dem neuen Buchhändlerviertel, gebaut wurde.