Serie: 190 Jahre Börsenverein in 19 Objekten (1/19)

Leipziger Börsenordung von 1825

3. März 2015
von Börsenblatt
Was hat der Verband der Buchbranche eigentlich mit der Börse zu tun? Im ersten Teil unserer Serie gibt Carola Staniek von der Deutschen Nationalbibliothek Auskunft darüber, wie der Börsenverein zu seinem Namen gekommen ist. Ein Blick auf die Leipiger Gründungsurkunde aus dem Jahr 1825.

Geburtstag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts galt Leipzig als wichtigste (deutsche) Buchmessestadt. Hierher reisten die Buchhändler aus nah und fern zweimal im Jahr zur Oster- und Michaelismesse, um wechselseitig abzurechnen. Die Wege per Schiff und Kutsche waren beschwerlich und nicht ungefährlich. In Leipzig angekommen suchten sie mit ihren schweren Handelsbüchern unterm Arm und den Dukaten, Goldgulden, Carolinen im Geldbeutel die Geschäftspartner in ihren Läden bzw. angemieteten Zimmern auf. Gerade wegen der zeitaufwändigen Suche gab es seit Ende des 18. Jahrhunderts Bestrebungen eine gemeinsame Abrechnungsstelle, im kaufmännischen Sprachgebrauch Börse genannt, zu mieten.

Von 1797 bis 1824 war es der Potsdamer Buchhändler Carl Christian Horvath, der das Auditorium im Paulinum der Universität als Börsenlokal mietete. Als er sich aus Altersgründen zurückzog, schlossen sich die auswärtigen Buchhändler unter Führung von Friedrich Campe aus Nürnberg und Bernhard Friedrich Voigt aus Ilmenau zusammen, um die Geschäfte fortzuführen. Ihrer Initiative ist es zu verdanken, dass vor 190 Jahren, am 30. April 1825, 101 Buchhändler und Verleger ihre Börsenordnung unterschrieben, die gleichzeitig den Geburtstag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig urkundlich macht.

Im Punkt fünf der neun Punkte umfassenden Börsen-Ordnung werden die Hauptaufgaben der Korporation benannt:

* die zweckmäßige Einrichtung des Börsenlokals

*die Bekanntgabe der Geldkurse

* und das Interesse des Buchhandels nach Kräften zu vertreten.

Neben der Abrechnung sollte einmal jährlich, am zweiten Mess-Sonntage, eine öffentliche Versammlung im Börsenlokal stattfinden,um auch Gelegenheit für Debatten zu schaffen.

Im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek befinden sich die zwölf ältesten Protokolle der Hauptversammlungen und die Mitgliederverzeichnisse des Börsenvereins der deutschen Buchhändler aus den Jahren 1825 bis 1836 (http://d-nb.info/1003311113).