Aktionstag Frankfurter Buchhandlungen und Verlage

25 an einem Tag

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Am 7. November luden Buchhandlungen und Verlage in Frankfurt am Main dazu ein, die Vielfalt der Frankfurter Literaturlandschaft kennenzulernen. Das Motto: „Bücher erleben. Autoren erleben.“ Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels organisierte den Aktionstag in Zusammenarbeit mit dem Cluster der Kreativwirtschaft in Hessen e.V. (CLUK) und mit Unterstützung des Wirtschaftsdezernates der Stadt Frankfurt.

Buchhandlungen sind mehr als ein Geschäft. Sie gehören zum kulturellen Leben einer Stadt, organisieren Lesungen und Diskussionen. Monopolisten und Mietpreisexplosion machen den Überlebenskampf jedoch schwer.

Einmütig wünschen sich die Inhaber dieser gefährdeten Leseorte mehr politische Unterstützung. „Außerhalb von Messezeiten könnte es einen Sonntag geben, an dem nur Buchhandlungen geöffnet sind, “ schlägt Gabriele Rittig, Inhaberin der Buchhandlung „Buch & Wein –Erlesenes“ vor. 

Für Verlage, rät Rainer Weiss von weissbooks.w, sollte es zudem eine direkte Förderung geben wie in Österreich und der Schweiz. Um Buchhandlungen in ihren Stadtteilen sichtbar zu machen, haben der Cluster der Kreativwirtschaft in Hessen (CLUK) und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels unter dem Motto „Bücher erleben“ einen Aktionstag für die Literaturstadt Frankfurt initiiert: 18 Buchhandlungen und Verlage beteiligten sich und organisierten Lesungen.

Trotz Bahnstreik kamen zahlreiche Neugierige und Stammkunden. Sie entdeckten beispielsweise die neuen Räume des Verlags weissbooks.w im Ostend oder hörten den Gedichten zu, die Silke Scheuermann im idyllischen Hinterhof von „Buch und Wein“ an der Berger Straße vortrug.

Dass selbst bei äußerst widriger Verkehrslage zahlreiche Leser zu ihren Autoren kommen, bestätigt: Buchhandlungen bergen ein kulturelles Potential, das  im Stadtteil ein festes Lesepublikum erreichen kann.

„Buch und Wein“ hat für diese Vernetzung feste Rituale entwickelt. Monatlich gibt es Lesungen, im Sommer sogar auch Kochaktionen. „Große Namen können wir uns für Lesungen allerdings nicht leisten“, erzählt Rittig. Sie sind, so zeigt die Erfahrung, sogar eher kontraproduktiv. „Da wir auch einen spanischsprachigen Schwerpunkt verfolgen, habe ich einmal tiefer ins Portemonnaie gegriffen und Paul Ingendaay eingeladen. Der Hinterhofraum war daraufhin gerammelt voll mit Leuten aus dem Taunus, die hier nur einmal und dann nie wieder herkommen. Für meine Buchhandlung bringt das nichts. Das sind Events, die einen ganz anderen Lesertyp ansprechen.“

Wie kostbar den Lesern eine stabile Gemeinschaft ist, zeigt auch das Beispiel Büchergilde. Zur bundesweit vernetzten Gilde gehört ein versteckt zwischen Konstablerwache und alter Stadtmauer gelegener Buchladen. Wolfgang Grätz ist Inhaber des Geschäfts und hat am Aktionstag mit einer Lesung der Autorin Alexandra Maxeiner teilgenommen. „Eine gemeinsame Aktion macht auf einen Schlag deutlich, wo literarisches Leben stattfindet“, sagt er. 

Monatlich finden auch hier Lesungen statt. Die 40 Plätze der Buchhandlung sind durch Stammkunden schnell gefüllt, extra Werbung braucht es dafür nicht. Über diese Insiderwelt hinaus wünscht sich Grätz jedoch mehr Anerkennung. „Die Aufmerksamkeit der Stadt ist null. Unser Beitrag zum kulturellen Leben Frankfurts findet keine Wertschätzung“, sagt Grätz kritisch und wird in dieser Haltung von den meisten Mitwirkenden bestätigt.

Dabei geht es den Buchhändlern nicht um direkte finanzielle Unterstützung. Gewünscht sind strukturverändernde Maßnahmen, die beispielsweise auch gegen die Mietpreisexplosion wirksam sind. Und, es geht um Wertschätzung. „Man scheint uns nur als Geschäft zu sehen“, meint Grätz. „Eine Lesung bringt uns finanziell jedoch keinerlei Gewinn. Dass wir uns aus Liebe zur Literatur engagieren – wenn das gesehen würde, würde uns das schon reichen.“ 

Andrea Pollmeier


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