Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse

Frankreich kommt nicht 2017, aber vielleicht später

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Seit Juli 2013 liegt eine Einladung der Frankfurter Buchmesse an Frankreich vor, Gastland 2017 zu werden. Sie ist bis heute unbeantwortet. Erst ein offener Brief des Pariser Buchhändlers Yannick Poirier und ein Artikel im "Nouvel Observateur" haben die Sache in die Öffentlichkeit gebracht. Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, zu den möglichen Gründen. 
"Unsere Idee war es, Frankreich 25 Jahre nach dem letzten Gastlandauftritt in Frankfurt − 1989, im Jahr des Mauerfalls − ein weiteres Mal einzuladen. Wir könnten heute ein neues, verändertes Frankreich präsentieren, zusammen mit den Stimmen aus der gesamten Frankophonie und aus den Vorstädten, der Banlieue", sagt Boos. Man habe darüber mit zahlreichen Politikern und Institutionen gesprochen und über Berater den Kontakt zum Präsidenten, zum Premierminister und zur Kulturministerin gesucht. Es sei jedoch weder eine Antwort erfolgt noch ein Termin mit Aurélie Filippetti zustande gekommen.

Seit dem Frühjahr gebe es in der Angelegenheit keine Bewegung mehr. Offenbar, so Boos, sei niemand in Frankreich bereit, die Führung in Sachen Gastlandauftritt zu übernehmen. "Es fehlt die wirkliche Begeisterung, die das Projekt voranbringen könnte", bedauert Boos. Nachdem Präsident Hollande nun einen neuen Premierminister und ein neues Kabinett berufen habe, gebe es wieder Hoffnung. Die Frankfurter Buchmesse habe bereits die Nachfolgerin von Kulturministerin Filippetti, Fleur Pellerin, eingeladen.

"Wir wollen den Gastlandauftritt Frankreichs aber nicht aufgeben", betont Boos. Man plane jetzt einen erneuten Anlauf für 2019. Die offizielle Nicht-Reaktion spiegele im Übrigen nicht das sehr gute Verhältnis auf der Arbeitsebene − sowohl mit Blick auf das ehemals von Alain Gründ geleitete BIEF (Bureau International de l'édition française) als auch auf den Verlegerverband SNE (Syndicat National de l'édition).

Der "Nouvel Observateur" hatte allerdings berichtet, dass die ausgebliebene Antwort der Ministerien auch mit Bedenken der Verbände zu tun hat: Man befürchte dort Millionenkosten für den Auftritt, die in der eigenen Branche fehlen würden. Zudem habe Aurélie Filippetti während ihrer Amtszeit den Kulturetat derart zusammengestrichen, dass Schriftsteller, Verleger und literarische Institutionen unter den Sparmaßnahmen zu leiden hätten.

Boos hofft nun auf Rückenwind − von der neuen Kulturministerin Pellerin, vom Auswärtigen Amt und vom französischen Botschafter in Berlin. Danach wird man sehen, ob eine Koalition zustande kommt, die Frankreich 2019 an den Main bringt.