Crossmediales Endspiel

Oetinger nimmt James Frey unter Vertrag

16. Juli 2015
von Börsenblatt
In der Theorie funktioniert crossmediales Erzählen schon recht gut − nun hofft der US-Autor James Frey darauf, dem neuen Format in der Praxis zum Durchbruch zu verhelfen: Derzeit bereitet er ein Mammut-Projekt namens "Endgame" vor, dass der Welt den Atem verschlagen soll. Am 7. Oktober ist zeitgleich in 30 Ländern Premiere − und Oetinger ist dabei.

Es ist zwar nicht das erste crossmediale Projekt, dass die Welt erleben wird, aber sicher eines der größten. Oetinger argumentiert sogar mit Superlativen. "Endgame" sei das Buch der Zukunft, sagt Verlagsleiterin Doris Janhsen. "So ein Projekt hat es bisher noch nie gegeben. Realität und Geschichte greifen so ineinander über, dass eine neue und ganz eigene Art von von Leseerlebnis entsteht."

Eckdaten zum "Endgame"

  • "Endgame" wurde von Anfang an als interaktives Multimediaprojekt angelegt; es soll digitale und analoge Elemente miteinander verbinden − Buch, E-Book, Hörbuch, Spiel und Film. Außerdem sind digitale Spinoffs geplant, in denen es um die Vorgeschichte der Figuren geht (die auch eigene Social Media-Profile bekommen). 
  • Für das Projekt sind laut Oetinger drei Teile in Vorbereitung; der Startschuss für Teil eines der Trilogie ("Endgame: Die Auserwählten") fällt am 7. Oktober 2014 − und das zeitgleich in 30 Ländern weltweit.
  • Oetinger hat sich die deutschsprachigen Rechte gesichert: für das Buch, das E-Book und das Hörbuch − zusätzlich erscheint ein Lexikon zum Roman.
  • Der Plot: Eine Apokalypse unbekannten Ausmaßes bedroht die Erde − sie beginnt mit dem Einschlag von zwölf Meteoriten an unterschiedlichen Orten. Für zwölf Auserwählte, die sich aufmachen, um drei geheime Schlüssel zu finden und den Ausnahmezustand zu beenden, geht es um alles oder nichts…
  • Parallel soll am 7. Oktober eine globale Schatzsuche starten − hinter "Endgame" stecke ein gigantisches Kryto-Rätsel, bei dem alle Fäden im und über das Internet zusammenlaufen. Wer das Rästel löst, wird reich: Der Gewinner bekommt 500.000 US-Dollar in Gold (laut Oetinger ist aber noch unbekannt, wer diese Summe letztlich überweist).     
  • Die Filmrechte hat 20th Century Fox gekauft (Kinostart 2016).
  • Niantic Labs, eine Google-Tochter, entwickelt ein Augmented Reality Game zu "Endgame".

Für den Autor James Frey (44) ist "Endgames" schon jetzt ein fulminantes, einzigartiges, monumentales Werk, wie er sagt. Seine Prognose: Der Trilogie würden in den kommenden Jahren noch viele weitere folgen − mit ähnlichem Zuschnitt.

Frey ist heute ein bekannter Autor, machte zunächst aber vor allem durch einen Fauxpas von sich reden: Sein Debüt widmete er seiner Drogensucht ("A Million Little Pieces", 2006; deutsch: "Tausend kleine Scherben", Goldmann), hatte dafür einzelne Passagen erfunden (der "Spiegel" erinnerte gerade noch einmal daran) − und löste damit in den USA einen Literaturskandal aus. 2008 kehrte er zurück auf die Bühne, mit dem viel gelobten Roman "Bright Shiny Morning" ("Strahlend schöner Morgen", List). Der nächste große Schritt gelang Frey 2010 − mit der Gründung seiner Media- und Produktionsfirma Full Fathom Five. Hier wurde auch das Konzept für "Endgame" entwickelt.