"Book meets Film" beim Filmfest München

Gern gesehen: Beziehungsgeschichten - und ein Happy End

16. Juli 2015
von Andreas Trojan
"Boy meets Girl" bei "Book meets Film": Beim Filmfest München gab es wieder ein Defilee filmreifer Bücher, darunter viele Liebesgeschichten. 14 Verlage hatten am Mittwoch die Chance, geeignete Titel vor Regisseuren und Produzenten zu präsentieren. Und verraten hier, warum sie gerade mit diesen Büchern ins Rennen um die Filmrechte gegangen sind.

Bei der achten Runde von "Book meets Film" stellten die Verlage auch bislang unveröffentlichte Lesestoffe vor. Rund 150 Regisseure, Drehbuchautoren und Produzenten folgten der Einladung zur Veranstaltung. Jedem Verlag standen genau zwei Minuten zur Verfügung, um dem Fachpublikum zu erläutern, warum das ausgewählte Buch verfilmt werden sollte.

Ein Bilderbuch mit der Zielgruppe "All Age" ist Torben Kuhlmanns Werk "Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus" (NordSüd). Eine Maus lernt fliegen und trifft auf den großen Fliegerhelden Charles Lindbergh. Fiktion und Historie verschmelzen hier zu einer abenteuerlichen Bilderwelt. Kritiker und Leser seien begeistert, wie Louise Pachtner, Foreign Rights Manager im NordSüd Verlag, berichtet: "Die Bilder sagen ja alles, sie sind filmreif für eine Animationsgeschichte. Wir haben ein großes Presseecho erhalten – bis zur New York Times. In den ersten Monaten wurden über 20 000 Exemplare verkauft und wir haben bereits viele Lizenzabschlüsse getätigt. Da müsste sich doch jemand finden, der das Buch verfilmen möchte."

Im Fokus standen diesmal vor allem Liebes- und Beziehungsgeschichten. Etwa der Roman "Hanna und Sebastian" (C. H. Beck) von Thomas Klugkist. Beide Protagonisten kennen sich seit der Schulzeit. Als sie sich beim zehnjährigen Abiturtreffen wiedersehen, verlieben sie sich. Doch ihre Liebe soll aufrichtig sein, sie wollen einander immer die Wahrheit sagen. Das ergibt ein tragisch-komisches Beziehungsgeflecht, mit durchaus erotischen Komponenten. Deshalb setzt C. H. Beck gerade auf dieses Buch, wie Jennifer Royston erläutert, die im Verlag den Bereich Presse und Lizenzen betreut: "Die Protagonisten sagen einander die Wahrheit ins Gesicht, scheuen sich aber dabei nicht, auch lebensphilosophische Argumente vorzubringen. Gemeinsam nachzudenken, zu philosophieren ist ein Wunsch vieler Menschen. Das ist durchaus auch für Verfilmungen relevant."

Um Beziehungen jenseits der 50 geht es in dem Roman "Die kleine Geschichte einer großen Liebe"  von Hubertus Meyer-Burckhardt (Lübbe). Susan, 54 Jahre alt, ist von der Liebe enttäuscht worden, um so mehr stürzt sie sich in den beruflichen Alltag. Doch dann lernt sie den etwas älteren Simon kennen, der sie heftig umwirbt - Susan bekommt kalte Füße. Jutta Willand-Sellner, bei der Bastei Lübbe AG Referentin für Film und TV, ist von der Verfilmbarkeit des Stoffes überzeugt: "Es ist eine sehr romantische Konstellation, die man sich gern im Fernsehen wie im Kino ansieht. Liebe ist immer aktuell, aber noch aktueller wird das Buch dadurch, dass es sich mit dem Älterwerden auseinandersetzt. Nicht zu vergessen ist das Happy-End."

Auch Krimis und historische Themen wurden bei "Book meets Film" vorgestellt. In Oberbayern spielt "Mordnacht" (Allitera) von Dieter Weißbach. Doch die Story geht über den üblichen Regionalkrimi hinaus: Fünf Freunde haben Karriere gemacht. Plötzlich werden zwei ermordet, ein dritter verschwindet spurlos. Eine Münchner Kommissarin bringt Licht ins Dunkel: Dahinter steckt ein Verbrechen aus vergangenen Zeiten. Allitera-Lektorin Heidi Keller ist vom Stoff überzeugt: „Es ist ein klassischer Krimi - und der zieht immer noch beim Publikum. Zudem ist die Personenkonstellation sehr gut gelöst, ebenso der Handlungsablauf. Die Kombi hat uns überzeugt."

Eine historisch verbürgte Geschichte erzählt Stephanie Bart in ihrem Roman "Deutsche Meister" (Hoffmann und Campe). Heinrich Trollmann wurde unter den Nationalsozialisten der Meistertitel im Halbschwergewicht aberkannt – weil der Boxer der Gruppe der Sinti angehörte. Trollmann wehrte sich heftig, allerdings vergebens. Die erschütternde Geschichte zeigt die Verflechtung von Sport und Politik auf - und hat es in sich. Das meint auch Nadja Kossack, Rights Director bei Hoffmann und Campe: "Wenn man dieses Buch liest, hat man direkt einen Film vor Augen. Es ist sehr szenisch geschrieben. Die Dramaturgie ist meiner Meinung nach fast eins zu eins umzusetzen.“ Ob die filmische Adaption eines Romans leicht zu meistern ist oder ob ein Drehbuchautor bei der Umsetzung harte Arbeit leisten muss, ist eine Sache für sich. Die Verlage haben ihren Part bei "Book meets Film" jedenfalls erfüllt - und viele interessante Themen für Bildschirm und Leinwand präsentiert.

Die Auswahl der Titel traf im Vorfeld eine Jury aus Vertretern der Filmbranche und der Veranstalter, u.a. Katharina Behrends, Geschäftsführerin bei NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH, Uschi Reich, Filmproduzentin der Bavaria Filmverleih- & Produktions GmbH, und Mark von Seydlitz, Filmregisseur und -produzent der Made in Munich Content & Films GmbH. Aus rund sechzig eingegangenen Bewerbungen wählte eine Jury dabei vierzehn Titel aus.

Am Anschluss an die Präsentationsrunde gab es Gelegenheit, in Einzelgesprächen mehr über die vorgestellten Titel zu erfahren, Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen. Das Treffen von Buch- und Filmschaffenden hat sich neben der Frankfurter Buchmesse im Herbst und der Berlinale im Winter als Vernetzungsplattform der deutschsprachigen Buch- und Filmbranche etabliert: In den letzten Jahren konnten bei Book meets Film zahlreiche Optionen und Rechte verkauft werden.

2013 präsentierte der Autumnus Verlag den Roman „Treppensteigen in Brüssel“ von Iris Kersten, der aktuell als deutsch-französisch-belgische Co-Produktion verfilmt werden soll. Auch in diesem Jahr ist der kleine Berliner Verlag sehr optimistisch, wie der Börsenverein mitteilt: "Wir hatten viele Gespräche und konnten neue Kontakte knüpfen – darunter sehr vielversprechende. Vielleicht wird es zu einer Verfilmung kommen. Gerade für uns als kleiner Verlag ist eine solche Veranstaltung sehr wichtig," so Mareile Herbst vom Autumnus Verlag nach der Veranstaltung.

In den Jahren zuvor wurden bereits der vom Rosenheimer Verlagshaus veröffentlichte Heimatroman „Die Posthalter-Christl“ (BR, 2010) und „Komm, schöner Tod“ (ZDF, 2012), basierend auf dem Roman „Die Erlöser-AG“ (C.H. Beck), fürs Fernsehen adaptiert.

Präsentierte Titel und Verlage bei Book meets Film 2014

  • Thomas Klugkist: Hanna und Sebastian (C.H. Beck)
  • Torsten Wohlleben: Kann ich bitte löschen, was ich gerade gesagt habe? (Carlsen Verlag)
  • Hubertus Meyer-Burckhardt: Die kleine Geschichte einer großen Liebe (Lübbe Ehrenwirth)
  • Inge K. Jung: 65 – Die Entsorgung der Alten (Autumnus Verlag)
  • Stephanie Bart: Deutscher Meister (Hoffmann und Campe)
  • Irmgard Litten: Trotz der Tränen (uccello – gut zu hören)
  • Monika Held: Trümmergöre (Eichborn Verlag)
  • Antonia Michaelis: Friedhofskind (Emons Verlag)
  • Thomas Klischke: Käpt’n Kaos und die Schoko-Aliens (Verlag Friedrich Oetinger)
  • Torben Kuhlmann: Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus (NordSüd Verlag)
  • Tristan vom Wahn: Kopfschlächter – Die sieben Todsünden (AAVAA Verlag)
  • Dieter Weißbach: Mordnacht (Allitera Verlag)
  • Ingrid Noll: Hab und Gier (Diogenes Verlag)
  • Sabine Ludwig: Weihnachtsmänner küsst man nicht (Dressler Verlag)
Veranstalter der Book meets Film  sind der Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern, Cluster Druck und Printmedien sowie das Mediennetzwerk Bayern. Sponsor ist in diesem Jahr die Bavaria Film GmbH. Medienpartner sind 2014 der FilmFernsehFonds Bayern und das Filmfest München.