Marktzahlen aus den USA und Großbritannien

Grenzen des E-Book-Wachstums

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Neugier auf E-Books scheint nachzulassen – zumindest in Großbritannien. Dort sinkt die Zahl der E-Book-Neueinsteiger kontinuierlich. Aber auch im Leitmarkt USA gibt es Anzeichen für eine Marktsättigung.

Das geht aus Statistiken hervor, die das Marktforschungsunternehmen Nielsen unlängst auf der Book Expo America präsentiert hat. Die Zahl der britischen E-Book-Erstkäufer, so die Prognose, werde in diesem Jahr unter die Marke von 100 000 Kunden fallen. Daran werde auch das Weihnachtsgeschäft nichts ändern. Zum Vergleich: Im ­Januar 2013 lag die Quote der E-Book-Neueinsteiger in Großbritannien noch bei über 400 000.

Trotz aktueller E-Book-Zuwächse zeichnen sich Nielsen zufolge "Grenzen des Wachstums" ab. Für das Jahr 2013 lässt sich sowohl beim E-Book-Absatz als auch beim Umsatz im US-Buchmarkt eine leichte Flaute beobachten: Der Anteil der E-Book-Käufe an allen Buchkäufen (Absatz) sank von rund 24 Prozent Anfang 2013 kontinuierlich auf etwa 20 Prozent im vierten Quartal. Erst das Weihnachts­geschäft sorgte wieder für Auftrieb. Es ließ den E-Book-Anteil zum Jahresende auf etwa 27 Prozent aller Buchkäufe klettern.

Ähnlich verlief in den USA die Umsatzkurve: Sie glitt Nielsen zufolge von einem Hoch im ersten Quartal (knapp 15 Prozent Anteil am gesamten Buchkauf) hinab auf etwa zwölf Prozent, und legte dann rund ums Fest auf ­etwa 20 Prozent zu.

In Großbritannien ent­wickelte sich das digitale Geschäft nach Angaben von Nielsen etwas anders als in den USA. Auf dem britischen Markt ging der E-Book-Absatz erst ab Mitte des dritten Quartals zurück, zur Jahreswende 2014 stieg er auf über 30 Prozent.

Verschiebungen zeichnen sich laut Nielsen bei den E-Book-Endgeräten ab: In den USA liefen Tablets in den vergangenen Monaten klassischen E-Readern den Rang ab: 42 Prozent der E-Book-Käufe erfolgten über Tablets, nur noch 35 Prozent über E-Reader.

Bei aller Vorsicht, die im Umgang mit Prognosen anzuraten ist, lässt sich doch eines behaupten: Der E-Book-Boom ist vorerst vorüber. Ob neue digitale Lesetechnologien und innovative Erzähltechniken diesen Trend wieder umkehren werden, bleibt abzuwarten.

Und eine zweite Feststellung: Der Anteil der Kunden, die überwiegend oder ausschließlich gedruckte Bücher kaufen, wird auf lange Sicht hoch bleiben. Von einer Verdrängung des Printgeschäfts, wie sie zu Beginn des E-Book-Booms vorhergesagt wurde, kann also im Publikumsmarkt keine Rede mehr sein.