Hauptversammlung des Börsenvereins

Gestärktes Selbstbewusstsein

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Gute Umsatzzahlen, gute Presse, gute Arbeit im Verband: Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins, und Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis hoben in ihren Berichten zur Eröffnung der Hauptversammlung die positiven Entwicklungen in der Buchbranche hervor.

Mehr als 2.000 Buchhandlungen haben heute einen Online-Shop, elektronisches Publizieren gehört zum Standard - mit den Kundenbedürfnissen sei die Buchbranche gewachsen, sei der digitale Umbruch, so Heinrich Riethmüller, vollzogen worden. Das gestärkte Selbstbewusstsein der Branche hat einen handfesten Grund:  Der Buchhandel hat nach vielen Jahren der Stagnation ein Plus erwirtschaftet, während der Online-Handel stagnierte. In diesem Zusammenhang zollte Riethmüller den Verlagsgruppen Hachette und Bonnier Respekt für ihren Widerstand in Sachen Amazon-Konditionen.

Außerdem formulierte der neue Vorsteher im Congress Center in Berlin am 6. Juni die Bedingungen für den künftigen Erfolg der Verbandsarbeit: „Wer gehört eigentlich noch zum Verband? Was ist mit den Selfpublishern? Ist die Strukturierung in Sortiment, Verlage und Zwischenbuchhandel überhaupt noch zeitgemäß“, fragte Riethmüller. Erfreulich viele Mitglieder wollen sich nach Riethmüllers Beobachtungen im Verband engagieren, allerdings nicht alle in den althergebrachten Strukturen. Wenn der Verband weiterhin eine relevante Größe der Branche sein wolle, müsse jetzt gehandelt werden. Welchen Börsenverein braucht die Branche? Zu diesem Thema werde es im September eine Zukunftskonferenz geben, kündigte Alexander Skipis in seinem Rechenschaftsbericht an.

„Wir sollten uns einfach einmal darüber freuen, wie gut es uns geht“, regte der Verbandsgeschäftsführer in seiner Rede an. Noch nie sei die Aufmerksamkeit für das Buch und den stationären Buchhandel so groß wie im vergangenen Jahr gewesen, und dabei gehe es nicht um Untergangsszenarien, sondern um den Wert der Buchhändler als kulturvermittelnde Institution. „Wir gewinnen unser Selbstbewusstsein wieder“, so Skipis. Das sei wichtig, denn „der Kunde will bei dem kaufen, der Erfolg hat, nicht beim Miesepeter“. 

Ein Grund für die positive Entwicklung ist die neue Sicht auf Amazon: „Ich habe früher bei Amazon bestellt…“, so würden heute viele Verkaufsgespräche im stationären Buchhandel eingeleitet, sagt Skipis. Mit den Lieferbeschränkungen der Bücher von Hachette und Bonnier zeige der Online-Riese, zu welchem Machtmissbrauch er fähig sei.  „Am Ende des Tages wird es alle treffen“, warnte Skipis. Der Börsenverein werde Transparenz über die Praktiken von Amazon herstellen und die Öffentlichkeit informieren.

Weiter geht es in Berlin mit dem Finanzbericht, der  Vorstandsstrategie und Wahlen für den Haushalts-Ausschuss.