Jahrestagung AK Hörbuchverlage

Gern gestreamt: Audiobooks für Kids

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Wie klingt die Zukunft? Das fragen sich heute und morgen die Hörbuchverleger, die im Frankfurter Haus des Buches zu ihrer Jahrestagung zusammengekommen sind. Die Option Streaming erläuterte zum Auftakt Thorsten Schliesche, Geschäftsführer Napster Deutschland.

In Sachen Hörbuch ist Napster führend: Seit 2009 hat der Streaming-Dienst Audiobooks im Angebot, mittlerweile sind 3.000 Titel im Katalog − von 25 Millionen. Der duchschnittlicher Napster-Kunde hört sich 500 Titel pro Monat an. Viele scheinen Hörbuchfans zu sein: Hörbücher würden 10 bis 12 Prozent aller Plays produzieren, sagte Schliesche in Frankfurt. Ganz vorn in der Beliebtheitsskala sind Kinderhörbücher, gefolgt von Thriller und Comedy. Von Anfang an bei Napster dabei ist Lübbe Audio, im Kinderbereich sind Kiddinx und Sony an Bord. 

Für die Musikindustrie gewinne Streaming rasant an Bedeutung, Kannibalisierungseffekte zum Download einzelner Titel seien aber noch nicht erkennbar, meint Schliesche. 17 Streaming-Anbieter sind im deutschen Markt aktiv, wobei Spotify und Napster sich 90 Prozent des Marktes teilen. Anders als bei Spotify muss man bei Napster nach einem Probemonat zahlen: 9,95 Euro. Davon werden 75 bis 80 Prozent an die Musikindustrie abgeführt. Beim einzelnen Hörbuchkünstler können trotz des hohen Anteils nur Cent-Beträge ankommen − ein Grund, weshalb viele Hörbuchverlage auf Streaming-Erfahrung verzichten.

Dabei kann das Streaming offenbar auch den Verkauf der physischen Hörbücher oder Downloads beflügeln: "Haben Sie vor Ihrer Napster-Nutzung bereits Hörbücher genutzt?", hat das Unternehmen seine Kunden 2012 gefragt. Für knapp ein Viertel der Napster-User (24 Prozent) kam der Erstkontakt mit dem Hörbuch im Streaming-Portal zustande. Und auf die Frage "Kaufen Sie während Iher Napster Nutzung zusätzlich Hörbücher?" antworteten 46 Prozent antworteten mit "Ja". 

Wie die meisten Manager, die sich in der Musikindustrie auskennen, hielt auch Thorsten Schliesche noch ein paar Tipps für die Buchindustrie bereit: "Der Kunde ist grundsätzlich faul − machen Sie es ihm also so bequem wie möglich" und "DRM zerstört Ihr Geschäft", hieß es da. Vor allem aber: "Tun Sie alles, um Ihren physischen Handel zu erhalten."

Um die Perspektiven in Media- und Drogeriemärkten ging es denn auch am Nachmittag. Außerdem präsentierte Kasia Tymczyszyn die digitale Hörbuchplattform audioteka.com. Morgen stellt Jessica Sänger, Justiziarin des Börsenvereins, noch die Lobbyarbeit für das Hörbuch vor und Johanna Stiller von Startnext berichtet über Crowdfunding für Hörbücher.