Autorin muss für fiktive Biografie 22,5 Millionen Dollar zahlen

Lange Schatten

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Ihre Autobiografie "Überleben unter Wölfen" machte Misha Defonseca 1997 weltberühmt − Jahre später stellte sich heraus, dass ihre Holocaust-Geschichte erfunden war. Ein US-amerikanisches Gericht verpflichtet sie jetzt gegenüber ihrem Verlag zur Rückzahlung von Honoraren: Mt Ivy Press wurden 22,5 Millionen Dollar (ca. 16,3 Millionen Euro) zugesprochen.
Mit dem Urteil geht ein langer Rechtstreit zu Ende: Autorin und Verlag liegen seit Jahren im Clinch; Medienberichten zufolge begannen die Auseinandersetzungen noch bevor entdeckt wurde, dass Defonseca ihre Memoiren − die nach dem Erscheinen 1997 auch verfilmt wurden − einigermaßen frei erfunden hatte. Dass sie als Kind einer jüdischen Familie mit ihren Eltern durch Europa flüchtete, die Eltern verlor und sich deshalb einem Rudel Wölfe anschloss: Diese Rettungsgeschichte hat nie stattgefunden. Anfang 2008 bestätigte Defonseca dies auch öffentlich.   

Wie die "Jüdische Allgemeine" meldet, hatten Misha Defonseca und ihre Ghostwriterin einen Prozess gegen die Mt Ivy Press und deren Gründerin Jane Daniel vor Jahren zunächst gewonnen − damals sei es darum gegangen, dass der Verlag der Autorin Honorare aus dem Verkauf von "Überleben unter Wölfen" vorenthalten habe. Im Prozess bekam Defonseca Recht, und vom Verlag 32,4 Millionen Dollar. "Nun müssen sie davon 22,5 Millionen an den Verlag zurückzahlen", schreibt die Zeitung. Erst die Niederlage vor Gericht habe den Verlag schließlich dazu gebracht, die Widersprüche in der Geschichte selbst aufzudecken.