Was, bitte, haben Verlage und Buchhandlungen auf der einen, eine Bio-Molkerei und ein regionaler Kinobetreiber gemeinsam? Mehr, als man gemeinhin glauben würde − weshalb die Diskussionsrunde über "Markenbildung & Profilierung am Markt", zu der zwei Manager aus "buchfernen" Branchen für Blicke über den Tellerrand sorgten, nicht nur ein origineller Opener, sondern ein echter Gewinn für die Jahreshauptversammlung des Landesverbands Berlin-Brandenburg war. Gern mehr davon!
Thomas Keller etwa berichtete, wie er mit seinem Lobetaler Bio-Joghurt innerhalb von vier Jahren 20 Prozent des regionalen Markts eroberte; wenn er vom Klinkenputzen bei den "Vollsortimenten" erzählt (die in seinem Fall Rewe oder Kaisers heißen), dürfte sich manch Verleger an heiße Verhandlungen mit Buch-Filialisten erinnert fühlen. Und auch Daniel Sibbers, Marketing-Leiter der Yorck-Kinogruppe, die aus der Liebe dreier Lichtspiel-Enthusiasten zu einem Kreuzberger Kietz-Kino entstand und sich heute im Spannungsfeld von analogen und digitalen Angeboten behaupten muss, hatte Interessantes über Kundenbindungs-Strategien und Kooperationen zu berichten. Bleibt, auch wenn das dem Tatbestand der Schleichwerbung gefährlich nahe kommt, noch nachzutragen, dass der Lobetaler Zitrone-Joghurt ein ziemlicher Hammer ist. Und dass − jedenfalls bei Yorck − Kinowerbung sogar für Kietzbuchhandlungen erschwinglich scheint: Zwischen 200 und 400 Euro zahlt etwa, wer in Dahlem einen Monat "durchschaltet"; schließt man sich mit passenden Kollegen zusammen (etwa dem Weinhändler um die Ecke) flimmert man für vergleichsweise kleines Geld in allen 29 Kinos der Gruppe über die Leinwand. Jetzt müsste man nur noch einen Medienentwickler im Freundeskreis haben...
Da die Berliner und Brandenburger die unumgänglichen Regularien einer Jahreshauptversammlung hübsch kompakt halten, war im Magnus-Haus mehr Zeit für Diskussionen. Auch Ronald Schild und Anne-Mette Noack machten im Rahmen einer Frühjahrs-Roadshow durch die Landesverbände am Kupfergraben Station: Schild berichtete über VLB+ und die Entwicklung der Metadatenbank der MVB, Noack über die zweite Runde der Buchmarketing-Kampagne "Vorsicht Buch!".
Im Geschwindschritt warfen die beiden LV-Vorsitzenden Christiane Schulz Rother und Margrit Starick den Blick zurück nach vorn: 2013 ist die Geschäftsstelle umgezogen, das Berliner Zimmer hat mit "Sekt & Tränen" seinen Abschied auf der Leipziger Buchmesse gefeiert. Nachdem sich die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung aus der Förderung für STADT LAND BUCH zurückgezogen hat, geht das Format 2014, wie auch 24 Stunden Buch (23./24. Mai) solide durchfinanziert an den Start. Da Todgesagte bekanntlich länger leben, könnte ein neues Berliner Zimmer schon bald in den neuen Räumen der Geschäftsstelle in der Danckelmannstraße aufgesperrt werden. Vorstellungen von Indie-Verlagen, Buchhändler, die ihre Lieblingsverlage präsentieren und vice versa − vieles ist möglich; die Geschäftsstelle freut sich über Vorschläge.
Schatzmeister Falko Micklich (für den bei Aufbau von Bord gegangenen Tom Erben nachgerückt) gab den Überblick über ein "angespanntes", aber schlussendlich "erfolgreiches" Finanzjahr 2013. Unterm Strich steht zwar ein Defizit, die umzugsbedingte Entnahme indes fiel mit rund 5.000 Euro deutlich geringer aus als geplant. Also: jedes Jahr umziehen, wie Micklich im Scherz erwog? Bitte nicht. Fürs laufende Verbandsjahr hat Micklich (dem mit Jörg Sundermeier als Stellvertreter nun ein waschechter Verbrecher zur Seite steht) übrigens eine "schwarze Null" angepeilt. "Das ist anspruchsvoll − aber ich traue es uns zu."
Christiane Schulz-Rother und Margrit Starick gehen in ihr letztes Vorstandsjahr, 2015 stehen Wahlen an − bereits am 23. November 2014 steigt die schon traditionelle Wahlparty. Und noch ein weiteres Branchen-Event in der neuen Geschäftsstelle wirft seine Schatten voraus: Am 26. Juni will man gemeinsam das deutsche Fußball-WM-Team beim letzten Vorrundenspiel anfeuern: "Jubeln Sie mit!" Von linksdrehendem Bio-Joghurt zu Jogi Löw, dazwischen alle aktuellen Branchen-Themen fest im Blick: Die Berliner und Brandenburger wissen, wie’s geht. Schulz-Rother und Starick verabschiedeten sich sportlich: "Sie haben noch ein Jahr die Chance, uns anzuspornen und Ihre Wünsche einzubringen."
