Die USA und Großbritannien geben im digitalen Markt weiter den Ton an

Einsame Spitze

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Hier kurbeln sie den Markt an, dort bleiben sie weiterhin im Abseits: Branchenexperte Rüdiger Wischenbart zeigt in seiner neu aufgelegten internationalen E-Book-Studie, dass digitale Inhalte längst nicht überall gefragt sind. boersenblatt.net dokumentiert eine Auswahl von Ergebnissen.

Amazon spielt in Wischenbarts Analyse „Global eBook Report Update Spring 2014“ eine besondere Rolle, sowohl als Unternehmen, das vielerorts den digitalen Markt beherrscht – als auch als Zugpferd. Für eine Vielzahl von Märkten (angefangen bei den USA bis nach Indien) fragt die Studie, ob der US-Händler vor Ort bereits Anker geworfen hat, welche Marktanteile er auf sich vereint, und wie weit die Nachfolger entfernt sind. Dabei zeigt sich einmal mehr: Auf globaler Ebene gibt es nach wie vor niemanden, der Amazon im digitalen Geschäft das Wasser reichen könnte. Die Kehrseite: Auf lokaler Ebene bekommt Amazon zusehends Konkurrenz – u.a. in Deutschland durch die Tolino-Allianz, in Frankreich durch Fnac und in China durch China Mobile.  

Weitere  Ergebnisse der internationale E-Book-Studie

  • Das Geschäft bestimmen Bestseller großer Verlage und Verlagsgruppen. Hohe Erfolgsquoten erreichen jedoch nach wie vor auch Selfpublisher – aber nur ein sehr kleiner Kreis.
  • In den USA und Großbritannien erreichen E-Books im Publikumssegment mittlerweile einen Marktanteil von mehr als 20 Prozent (die Wachstumskurve flacht, wie berichtet, jedoch zugleich ab). Hier schneidet auch Amazon erwartungsgemäß besonders gut ab – beherrscht jeweils rund Zweidrittel des Marktes (siehe Tabelle).  
  • Alle anderen Nationen, die die Studie in den Blick rückt, liegen vergleichsweise weit zurück - wobei  Deutschland, die Niederlande und Spanien noch recht gut im Rennen sind: Deutschland und die Niederlande kommen auf einen E-Book-Marktanteil von etwa zehn Prozent, in Spanien liegt die Quote bei acht Prozent (siehe Tabelle).  
  • Amazon & Co. drängen zusehends in die sogenannten Emerging Markets vor.
  • Der Studie zufolge zeigt sich gerade in den großen Buchmärkten, wie sehr das digitale Geschäft den Buchmarkt verändert - mit fatalen Folgen. Die Essenz: Während Amazon, Apple, Google überall zulegen könnten, kämen die großen Buchketten von einst ins Schleudern, etwa in den USA (Borders; Barnes & Noble), in Großbritannien (Borders), Frankreich (Fnac; Chapitre, Virgin), den Niederlanden (Polare) und auch in Deutschland (Thalia, Weltbild), so die Studie.  
  • Das Kennzeichnende an den Modellen von Amazon & Co.: Sie schaffen ein Ökosystem, das einen Kreis um Autor und Leser schließt – unabhängig von den bisher etablierten Strukturen.


Die Studie gibt zudem Einblick, wie das Thema Pricing in den verschiedenen Ländern diskutiert wird, listet seitenweise E-Book-Plattformen und Digitalverlage auf (mit Kurzporträt), informiert über den grenzüberschreitenden E-Book-Handel – und den Status quo in puncto Piracy.

Rüdiger Wischenbart aktualisiert seine E-Book-Studie alle sechs Monate. Als Autoren unterstützen ihn dabei Carlo Carrenho (Brasilien), Miha Kovac (Slowenien), Veronika Licher (Deutschland) und Vinutha Mallya (Indien). Die Studie umfasst rund 160 Seiten und lässt sich über www.wischenbart.com herunterladen.