10 Jahre Deutscher Buchpreis

Der beste Roman - Antrieb und Anspruch

3. März 2015
von Börsenblatt
Welche Wirkung hat der Deutsche Buchpreis? Vor zehn Jahren ins Leben gerufen, lenkt der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels ausgelobte Preis Jahr für Jahr das Interesse der Öffentlichkeit nicht nur auf die 20 ausgewählten Romane der Longlist, sondern entfacht jährlich im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse eine Diskussion über die aktuelle deutschsprachige Literatur. Zum Jubiläum lud der Börsenverein zu Diskussion, Rückblick und Ausblick auf zehn Jahre Deutscher Buchpreis ins Frankfurter Literaturhaus ein.

Wer ein Beispiel dafür sucht, dass Literaturpreise den Buchverkauf signifikant steigern, muss nur auf die Anfänge des Deutschen Buchpreises schauen. Kaum war Arno Geigers Buch „Es geht uns gut“  2005 zum Buch des Jahres gekürt, rutschte es plötzlich aus dem scheinbaren Nichts ins Rampenlicht. Exemplare seiner Bücher verkauften sich jetzt nicht nur 3000mal überhaupt, sondern, wie Geiger erzählt, täglich. Es war also eine kluge Entscheidung, einen Abend, der im zehnten Jubiläumsjahr unter dem Motto „Vorsicht – ein Literaturpreis!“ stattfand und auch die umstrittene Bedeutung eines solchen Preises diskutieren sollte, mit Arno Geiger zu besetzen.

Außer dem ersten Preisträger begrüßte Börsenvereins-Vorsteher Heinrich Riethmüller auch den   den ehemaligen Juror Volker Hage als Moderator der Diskussionsrunde und Michael Münch, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bank Stiftung, die sich seit diesem Jahr als Förderer des Deutschen Buchpreises engagiert. "Die Stiftung möchte ihre Förderung zur Literatur hin ausbauen und suchte einen verlässlichen Partner. Diesem Ziel entspricht der Buchpreis in idealer Weise", so Münch. 

Volker Hage war 2005 Mitglied der Jury des Deutschen Buchpreises und 2006 auch deren Sprecher. Hage, einst im FAZ- und Zeit-Feuilleton tätig, gab interessante Einblicke in die Innenwelt einer Jury und sprach über Zwänge, die Juryentscheidungen beeinflussen.  Ein solcher Zwang spiegelt sich schon in der Masse der zu bewältigenden Titel wider, die es zu lesen gilt, wenn man „den besten“ deutschsprachigen Roman des Jahres finden soll.

Dass dieses Ziel so zugespitzt bleiben soll, und man nicht – wie von Geiger und Hage empfohlen -  zu der moderateren Version eines „Buch des Jahres“ zurückkehren soll, betonte Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller.  „Wir wollen als Branche den besten Roman des Jahres küren“, sagt er. Das Ziel solle für die jährlich wechselnde Jury Antrieb und Anspruch zugleich sein. Da dies jedes Jahr geschehe, sei eine Änderung nicht erforderlich.  

Auch dem von Daniel Kehlmann in einem der vergangenen Jahre erhobenen Vorwurf, das Verleihungsritual sei eine „casting show“ für die sechs verbleibenden Preisanwärter der Shortlist, wurde an diesem Abend deutlich widersprochen. Es sei keine Majestätsbeleidigung, wenn ein bekannter Autor nicht als erster Preisträger den Saal verlässt, meint Arno Geiger. Nie wolle er die Zeit vergessen, als seine eigenen Bücher noch wie Blei in den Regalen lagen. „Es muss möglich sein, als erfolgreicher Autor Teil des Rahmens für jemand anderen zu sein“. Als Drittgeborener von vier Geschwistern habe er anders als ein Einzelkind gelernt, nicht immer als erster berücksichtigt zu werden.

Zum Abschluss gab es ein Wiederhören: Arno Geiger las aus seinem 2005 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman „Es geht uns gut“ (Hanser).

Der Preis

Der Deutsche Buchpreis wird jedes Jahr von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Der Preisträger erhält 25.000 Euro, die übrigen fünf Autoren der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, Partner sind zudem die Frankfurter Buchmesse, Paschen & Companie und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Preisträger der letzten Jahre 

2013: Terezia Mora, "Das Ungeheuer" (Luchterhand)
2012: Ursula Krechel, "Landgericht" (Jung und Jung)
2011: Eugen Ruge, "In Zeiten des ebnehmenden Lichts" (Rowohlt)
2010: Melinda Nadj Abnoji, "Tauben fliegen auf" (Jung und Jung)
2009: Kathrin Schmidt, "Du stirbst nicht" (Kiepenheur & Witsch)
2008: Uwe Tellkamp, "Der Turm" (Suhrkamp)
2007: Julia Franck, "Die Mittagsfrau" (Fischer)
2006: Katharina Hacker, "Die Habenichtse" (Fischer)
2005: Arno Geiger, "Es geht uns gut" (Hanser)