Berufsbild Projektmanager: Charlotte Reimann, Kerber Verlag

Was fehlt? Eine Extraportion Zeit!

2. März 2015
von Börsenblatt
Seit Juli 2013 ist Charlotte Reimann im Kerber Verlag für Projekte und Social Media verantwortlich. Reimann liebt ihren Job - das sagt sie nicht nur, das liest man auch deutlich aus ihren Antworten heraus.
Wer sind Sie und was machen Sie?Mein Name ist Charlotte Reimann und ich arbeite als Project und Social Media Managerin beim Kerber Verlag in Berlin. Als Project Managerin betreue ich Museen, Galerien und Künstler bei der Umsetzung ihrer Buchprojekte vom Manuskript bis zum Druck. Als Social Media Managerin steuere ich die Social Media Accounts und den Blog des Verlags. Außerdem übernehme ich Aufgaben im Bereich PR und Marketing. So kümmere ich mich um unsere Website, die Verlagsvorschau und Werbematerialien und organisiere Veranstaltungen rund um unsere Bücher.

Was ist für Sie im Job unverzichtbar?Ein funktionierender Internetanschluss, Computer, Telefon und ein Smartphone. Außerdem ein gutes Team und ausreichend Kaffee.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Im Büro angekommen checke ich als Erstes meine E-Mails. Wenn es bei einem Projekt "brennt", was häufig vorkommt, da die meisten Projekte enge Deadlines haben, greife ich gleich zum Telefon oder schreibe eine E-Mail. Wenn es etwas ruhiger geworden ist, hole ich mir erst mal einen Kaffee und erstelle eine Aufgabenliste für den Tag. Ich kümmere mich um unsere Social Media Kanäle, überlege mir Themen für unseren Blog oder texte den nächsten Newsletter. Den größten Teil des Tages verbringe ich allerdings mit Projektmanagement. Ich beantworte E-Mails, telefoniere mit Kunden und Dienstleistern im In- und Ausland, kläre technische Fragen mit unserem Herstellungsleiter oder bespreche neue Projekte mit meinem Chef. Ab und an treffe ich mich auch persönlich mit Kunden und Kooperationspartner, die meiste Kommunikation findet jedoch am Telefon oder per Mail statt. Das gilt auch für den Austausch mit meinen Kollegen am Stammsitz des Verlags in Bielefeld.

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag in den letzten Jahren verändert?Vor meinem jetzigen Job habe ich in Verlagen mit über 100 Mitarbeitern gearbeitet. Einerseits vermisse ich viele Dinge, die in großen Unternehmen selbstverständlich, in einem spezialisierten Verlag, der sich vornehmlich im Kunstbereich engagiert, aus Budgetgründen jedoch nicht drin sind. Andererseits genieße ich das Denken außerhalb starrer Abteilungsgrenzen. Hands-on-Mentalität ist gefragt und ich verbringe deutlich weniger Zeit in Meetings :)

Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften finden Sie besonders gut, um Ihren Job zu bewerkstelligen?Ich mag es, neue Dinge anzugehen, ich organisiere, netzwerke, gestalte und kommuniziere gerne.

Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften sind eher hinderlich?Dass ich manchmal mehr Ideen umsetzen will, als die Budgets zulassen.

Wie sind Sie zu Ihrem aktuellen Job gekommen?Ich war auf der Suche nach einer Tätigkeit, bei der ich meine Erfahrung im Projekt- und Produktmanagement mit meinem Interesse für Online Marketing und Social Media verbinden konnte, und der Kerber Verlag hat eben genau so jemanden gesucht.

Welche Ihrer beruflichen Stationen waren wichtig, um den Job zu bekommen?Diese Frage kann mein Chef vermutlich am besten beantworten. Für mich waren alle Stationen wichtig. Nach dem Abschluss meines Studiums vor vier Jahren bin ich zunächst nach Paris gegangen und habe dort die Foreign-Rights-Vertretung eines großen Wissenschaftsverlags übernommen. In dieser Zeit habe ich viel über Verkaufen, Verhandeln und internationale Geschäftsbeziehungen gelernt. Meine Erfahrung als Produktmanager im Lektorat des Kosmos Verlags war allerdings sicherlich genauso ausschlaggebend und nicht zuletzt meine Aktivitäten auf Twitter, Facebook & meinem Blog charlotte-reimann.de.

Welche Ausbildung/welches Studium haben Sie gemacht?Ich habe Kunstgeschichte, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Italienisch in Tübingen, Norwich und Berlin auf Magister studiert. Nebenbei habe ich auch Kurse außerhalb meines Fachbereichs besucht, einfach weil sie mich interessiert haben, z.B. einen Einführungskurs in Java oder Seminare in BWL und Verlagsrecht. Hätte es damals bereits die Möglichkeit eines Bachelor-Abschlusses gegeben, hätte ich im Masterstudiengang vermutlich Marketing gewählt.

War Ihre Ausbildung nötig, um Ihren jetzigen Job zu machen?Kunstgeschichte studiert zu haben, ist auf alle Fälle hilfreich, um Künstlern und Kunsthistorikern auf Augenhöhe zu begegnen und Buchprojekte einschätzen zu können. Das geisteswissenschaftliche Studium hat mir außerdem ein Wissen vermittelt, das universell ist und nicht so rasch veraltet, und die Fähigkeit, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Als ich 2010 meinen Abschluss gemacht habe, war Social Media noch kein großes Thema, es gab weder Smartphones noch Instagram-Filter. Das was ich jetzt mache, hätte ich gar nicht studieren können. Da sich der Online- und Social-Media-Bereich rasch ändert, lernt man am besten dazu, indem man neue Dinge einfach ausprobiert. Zudem war es nie einfacher als heute, sich dank des Internets mit Fachleuten auszutauschen und zu vernetzen oder sich Tipps zu neuen Tools zu holen.


Was treibt Sie an, jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen?Ich liebe meine Arbeit, die Zusammenarbeit mit Künstlern, Herausgebern und Lektoren und den Austausch mit meinen Kollegen. Wenn ich morgens aufwache, habe ich immer gleich ein paar Ideen im Kopf, was man noch verbessern oder mal ausprobieren könnte. Meistens gehe ich dann aber abends nach Hause, ohne etwas davon umgesetzt zu haben, einfach weil die Zeit dazu fehlt.

Welche Aspekte Ihres Jobs machen Sie (un)zufrieden?
Neben dem Projektmanagement bleibt im Alltag oft zu wenig Zeit für strategische und konzeptionelle Arbeit. Außerdem hätte ich am liebsten ein ganzes Filmteam und ein Fotostudio, um unsere Bücher noch besser in Szene zu setzen. Ein Traum von mir ist es, digitalen Content zu entwickeln, Geschichten im Netz zu erzählen, die spannend aufbereitet und überzeugend gestaltet sind und nicht zuletzt auch Gewinn einspielen.