Bayerischer Buchpreis

"Strahlkraft über München und Bayern hinaus"

3. März 2015
von Börsenblatt
Die Corine geht, der Bayerische Buchpreis kommt: Michael Lemling, Vorsitzender des Landesverbands Bayern im Börsenverein, über das neue Preiskonzept und die Hoffnungen, die damit verbunden sind.
Was soll der Bayerische Buchpreis leisten? Und warum konnte die Corine das nicht (mehr) leisten?

Lemling: Der Bayerische Buchpreis ist mit der Corine nicht mehr vergleichbar. Wir haben ein tolles neues Konzept entwickelt, mit dem wir mit Sicherheit Aufmerksamkeit erreichen werden. Und das soll natürlich ein Preis leisten: die Öffentlichkeit für Bücher begeistern, sie neugierig machen aufs Lesen und sie selbstverständlich auch zum Kaufen animieren.

Entscheidende Unterschiede zur Corine sind Fokussierung und Unabhängigkeit. Zum einen wurden die Preiskategorien von zuletzt acht auf drei reduziert. Zum anderen wurde eine Fachjury berufen, die mit ihrer Kompetenz qualitativ herausragende Bücher und Autoren auszeichnet und mit Gesicht und Namen für die Entscheidung einsteht. Damit wird der Preis überzeugender und erreicht eine größere Aufmerksamkeit.

Aus einem Jahr angekündigter Denkpause für den Neustart sind nun doch zwei geworden. War es schwieriger als gedacht, ein neues Konzept für den bayerischen Preis zu entwickeln?

Lemling: Gute Konzepte brauchen Zeit. Für den Buchpreis wollten wir keine Schönheitsreparaturen vornehmen, sondern die Signale aus der Buchbranche und von unseren Partnern ernst nehmen und von Grund auf neu denken. Bei vielen verschiedenen Partnern gibt es natürlich auch einen hohen Abstimmungsbedarf. Gezielt wollten wir die Branche mit einbeziehen und nach ihrer Meinung fragen. Aus diesen verschiedenen Vorstellungen und Ideen dann eine Quintessenz mit einem überzeugenden und tragfähigen Konzept zu entwickeln, dafür haben wir uns bewusst Zeit gelassen. 

Was war die größte Hürde, die zu nehmen war? Die Finanzierung?

Lemling: Mit der Finanzierung von Buchpreisen ist es wie überall in der Kulturlandschaft: es wird zunehmend schwerer, Gelder für Projekte zu akquirieren, insbesondere bei branchenfremden Unternehmen. Auch ein exzellentes Konzept ist heute kein Garant dafür, Sponsorengelder zu erhalten. Die Finanzierung war sicher eine Herausforderung, die wir aber mit einer Mischung aus staatlicher Unterstützung und Sponsorenkonzept gut gemeistert haben.

Sind Verlage noch als Geldgeber an Bord? Oder ist der Preis jetzt reine "Staatssache"?

Lemling: Wir erhalten finanzielle Förderung vom Bayerischen Wirtschaftsministerium, finanzieren das Projekt aber wie gesagt auch über Sponsoren. Verlage wollten wir bewusst nicht als Geldgeber ansprechen, um die Unabhängigkeit des Preises zu gewährleisten. Wir sind bei unseren Planungen in den vielen Gesprächen, die wir mit Verlegern und Buchhändlern führten, sehr unterstützt worden. Was wir von ihnen brauchten waren: ehrliche Kritik und ein offener Austausch über neue Ideen und Konzepte. Das haben wir bekommen.

Statt acht Preiskategorien gibt es jetzt nur noch drei. Warum müssen Kategorien wie das Kinderbuch oder das Hörbuch künftig weichen?

Lemling: Zum einen haben wir uns gegen die Gala als grundlegende Inszenierung des Preises entschieden. Zum zweiten für eine unabhängige Fachjury, die die Entscheidung trifft.  Wollten wir weiterhin acht Kategorien auszeichnen, wäre es für eine einzige Jury gar nicht leistbar, wirkliche Qualität herauszufiltern. Diese Fokussierung und Konzentration bietet den ausgezeichneten Büchern und Autoren mehr Aufmerksamkeit und eine größere Bühne als es eine Auszeichnung in vielen verschiedenen Kategorien kann.

Werden Publikumsnähe und Breitenwirkung der prämierten Bücher auch weiterhin das Auswahlkriterium für die Preisträger bleiben?

Lemling: Die Jury soll ganz bewusst unabhängig sein. Sie entscheidet über Nominierungen und Preisträger ohne Vorgaben und ohne Rücksicht auf Bestsellerlisten oder Verlagsinteressen.

Bayerischer Buchpreis - der neue Name erinnert an den Deutschen Buchpreis. Will der Landesverband hier ganz bewusst ein regionales Münchner Pendant zur bundesweiten Frankfurter Auszeichnung etablieren?

Lemling: Nein. Der Bayerische Buchpreis ist neben dem Bayerischen Printmedienpreis, dem Bayerischen Fernsehpreis und dem Bayerischen Filmpreis ein Staatspreis, wie es auch die Corine war. Alle diese Preise haben eine Strahlkraft über München und Bayern hinaus.

Vor der Arbeit am Konzept haben Sie die Mitglieder zu ihren Wünschen befragt. Wie eng lehnt sich der Bayerische Buchpreis an diese Ergebnisse an?

Lemling: Wir haben im Vorfeld viele konstruktive Gespräche mit Branchenvertretern geführt und diese Anregungen in unsere Überlegungen aufgenommen. Der Rückhalt aus der Branche ist uns für diesen Preis sehr wichtig.

Verraten Sie Details zur Dotierung? Und zur Frage, ob sich der Landesverband beim Bayerischen Buchpreis von der Fernsehübertragung verabschiedet?

Lemling: Lassen Sie sich überraschen. Die Details zum Konzept und zur Preisverleihung werden wir auf einer Pressekonferenz am 4. Juni präsentieren.