Mobile Commerce

Powa Tag gegen Amazon: Der Kampf um den mobilen Kunden

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Das Rennen um die Umsätze im Mobile Commerce tritt in eine neue Phase: Mit der Multichannel-Lösung "Powa Tag" des britischen Unternehmens Powa Technologies und der verbesserten Mobile-App von Amazon ist es künftig möglich, fotografierte Artikel im 1-Click-Verfahren zu kaufen. Recherchieren im Netz oder im Online-Shop ist dann überflüssig.

Powa Tag, ein Londoner Start-up, das von einem US-Investor mit einem Startkapital von knapp 97 Millionen Dollar (rund 71,6 Millionen Euro) ausgestattet wurde, bereitet derzeit den Launch seiner neuen Multichannel-Lösung Powa Tag in 14 Ländern vor – darunter auch in Deutschland.

Mit Hilfe der Powa-Tag-App wird es nach Unternehmensangaben Kunden möglich sein, den Kauf eines Produkts (zum Beispiel eines Buchs oder einer CD) in weniger als drei Sekunden mit einem Smartphone oder einem Tablet abzuwickeln. Ein Käufer kann den Artikel entweder direkt in einem stationären Geschäft, auf einer Anzeige (in einer Zeitung oder auf einem Citylight), in einem TV- oder Radiospot aufnehmen und sofort kaufen. Dabei genügt es, zum Beispiel das physische Buch oder dessen Abbildung in einer Anzeige zu fotografieren oder in einem Radio-Spot hinterlegte Sound-Bytes aufzuzeichnen.

Wie Powa Technologies auf Anfrage mitteilt, sind beim Kauf eines Produkts Händlerdaten sowie Bezahldaten des Kunden hinterlegt. Fotografiert ein Kunde mit dem Smartphone ein Produkt im Schaufenster eines Geschäfts, dann wird der Verkauf dem Einzelhändler und seinem Logistikpartner zugeordnet (dazu müssten vermutlich die Ortungsdienste des Smartphones aktiviert sein). Beim mobilen Kauf via Produktanzeige würden die Umsätze beim Produzenten (etwa der Verlag) bleiben. Powa Tag selbst kassiert nach Informationen des Magazins "Forbes" pro Transaktion eine Provision von 0,1 Prozent, mindestens aber 40 US-Cent – deutlich weniger als Online-Händler, die mit bis zu 30 Prozent an den Umsätzen beteiligt sind.

Die Technik hinter der 1-Click-Lösung von Powa Tag ist noch nicht bekannt. In Großbritannien hat die Mobile-Commerce-Plattform laut "Forbes" bereits rund 15 Unternehmen unter Vertrag – darunter das Verlagshaus Harper Collins, Electrolux, Hoover und Lavazza.

Während der Charme der Powa-Tag-Lösung darin besteht, dass der lokale Einzelhandel mit ins Boot genommen wird, hat die jetzt von Amazon angekündigte neue Funktion der mobilen Amazon App (namens "Flow") das Zeug, die Kannibalisierung des lokalen Einzelhandels weiter zu beschleunigen. Künftig können auch Amazon-Kunden – vorerst nur in den USA – mit Hilfe der App auf ihrem iPhone (so das Magazin "Wired") einen Artikel fotografieren und mit einem Klick bestellen. Im Gegensatz zur Powa-Tag-Lösung landet der Umsatz aber nicht beim örtlichen Händler, sondern bei Amazon. Die Tendenz, dass physische Läden zu Showrooms verkümmern, würde dadurch verstärkt.