Neu im Regal - Lesetipp der Woche

Eine Maus geht in die Luft

3. März 2015
von Börsenblatt
Illustrator Torben Kuhlmann lässt in seinem erstem Kinderbuch „Lindbergh“ eine Maus abheben. Das detailvernarrte Buch ist zu schön, um es nur Kindern zu überlassen.

Man wird sich seinen Namen merken müssen: Torben Kuhlmann, Jahrgang 1982, hat bereits mit seinem ersten Kinderbuch einen Schuss ins Schwarze abgeliefert. Am 23. Januar feierte der Autor mit vielen Mitarbeitern des NordSüd Verlags und einem ausgebuchten Saal im Kinderbuchhaus im Altonaer Museum Vernissage und das offizielle Erscheinen seines Buchs „Lindbergh. Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus". Der freiberufliche Illustrator aus Sulingen, der seit mehreren Jahren eine Hamburger Werbeagentur hat mit seinem abgeschlossenen Kinderbuchprojekt gleichzeitig einen Haken hinter sein Designstudium setzen können. Mit Bravour bestanden: Vor allem die atemberaubenden schönen Stadtpanoramen und einige Steam-Punk-Elemente - Zahnräder und Schornsteine wie in der fabelhaften „Kupferherz"-Quatrologie - haben es in sich. „Lindbergh" ist treffender als Graphic Novel denn als Kinderbuch zu bezeichnen. Genau darum ist das Buch auch fantastischer Lesestoff für große, verspielte Leser.

Der Inhalt der Geschichte ist schnell erzählt: Eine äußerst belesene und wagemutige Hamburger Maus vermisst ihre Freunde: Die haben alle Reißaus genommen seit es in der Hansestadt vor einer teuflischen Neuentwicklung nur so wimmelt. Besonders schön sind die stets liebevoll eingestreuten Zeitungsausschnitte („Es klappt“ titelt eine Zeitung über die bereits angesprochenen Mausefallen – was für eine Headline!). Unsere Maus will eigentlich mit dem Schiff nach Amerika reisen, wohin sich die Maus-Community geflüchtet haben soll, aber weil die mittlerweile ziemlich hungrigen Katzen den Hafen belagern, muss die Maus sich etwas einfallen lassen. Nach einer Begegnung mit Fledermäusen kommt sie auf die geniale Idee, das Fliegen zu lernen. Einige Rückschläge rufen zunächst zahlreiche bösartige (oder ebenfalls sehr hungrige) Eulen auf den Plan. Bei Kuhlmann zeigt sich das Trendtier Eule auf eine sehr klobige und unheimliche und nicht wie auf der Paper- und Christmasworld zu bestaunen, kitschig kommerzielle Weise, wie sie dieser Tage auf unzähligen Postkarten, Tassen, Taschen und überall, wo eben eine Eule draufpasst, zu sehen ist.

Schließlich klappt es auch mit dem Abheben und die Maus tritt den Flug über den Atlantik an, um in New York nicht nur ihre Freunde wiederzusehen, sondern auch den jungen Charles Lindbergh zu seinen späteren Meilensteinen (aus Menschensicht) zu inspirieren. Denn klar ist ja nun, dass sich die Mäuse in wirklich die Pioniertat Atlantiküberquerung per Flugzeug auf die Fahnen schreiben dürfen.

Der unten stehende Trailer wurde von Torben Kuhlmann selbst illustriert und vermittelt einen guten Eindruck vom Buch.

Torben Kuhlmann: Lindbergh. Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus, NordSüd Verlag,17,95 Euro.

PS. Das Patent für die klassische Schnapp-Mausefalle wurde am 30.Dezember 1898 von Henry Atkinsonin den USA angemeldet.

 

kum