Volontäre schildern ihre Eindrücke von der APE 2014

Vom Schwirren der Metaworte

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Konferenz Academic Publishing in Europe (APE 2014) setzte schon einige Hintergrundkenntnisse voraus – über Themen wie Open Access, Bibliometrie oder Data Mining. Wie der Branchennachwuchs die Tagung erlebt hat, zeigen Berichte von drei Volontärinnen aus dem Verlagshaus De Gruyter.

Sarah-Christin König, Volontärin bei De Gruyter im Lektorat Library & Information Science, Geschichte
Wer schon immer wissen wollte, wie man das Bröckeln digitaler Daten bekämpfen kann, wozu "Altmetrics" dienen und warum "Big Data" wie Teenager-Sex sind, der war in diesem Jahr auf der APE-Tagung gut aufgehoben. Innerhalb von zwei Tagen präsentierten zahlreiche namhafte Beiträger aus Wissenschaft, Verlags- und Bibliothekswesen und Wirtschaft mehr oder weniger neue Erkenntnisse zum Thema "Redefining the Scientific Record – The Future of the Article, Big Data and Metrics".

Der besondere Reiz dieser Konferenz lag dabei in der Vielfalt der Perspektiven: Neben den vielen großen Fragen zu den Themen Open Access und Impact Factor, bzw. dessen Messbarkeit, waren es insbesondere auch die innovativen Ansätze der "Dotcoms-to-Watch", die das Publikum zu interessierten Fragen anregten. Somit bot die diesjährige APE-Konferenz zwar keine umfassende Antwort für all die Fragen, die der digitale Wandel mit sich bringt, aber sie vermittelte einen Eindruck vom Stand der Dinge in einer sehr bewegten Branche und ließ hier und da auch einen positiven Ausblick auf die Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens zu.

 

Anne Imhoff, Volontärin bei De Gruyter im Bereich Journals und Datenbanken
"Reliability, Perspective, Cooperation, Quality" –  bereits nach den ersten Kaskaden halbleerer Metaworte schwirrt mir der Kopf. Warum ist das eigentlich so? Warum analysiert der typische Vortragende gerne Folie um Folie Probleme – ich meine natürlich "challenges" –  anstatt zwei, drei kurze Vorschläge für Lösungen zu bieten?

Trotzdem bleibt was hängen: Der neue Fokus ist der Autor. Ihn gilt es zu umwerben und mit unterschiedlichsten Dienstleistungen glücklich zu machen. Um das zu leisten, sollte ein Verlag sich besser in der digitalen Welt durchschlagen können als der Autor selber. Schlagwörter hier: Altmetrics, Data-Linkage, Multimedia, Social Networks – um nur einige zu nennen.  So weit, so gut.

Am Nachmittag in der Kaffeepause bei einem leckeren Stück Mohnkuchen lasse ich meinen Blick über die Köpfe der Teilnehmer schweifen. Graues Haupthaar scheint in Mode. Sieht so die digitale Revolution in der Verlags-, Bibliotheks- und Wissenschaftswelt aus?

Mittwochmorgen: Eine Session zu den Start-ups der Branche. Es scheinen Leute zu sprechen, die von Facebook mehr als nur das Logo kennen und einige interessante Ideen im Kopf haben. Zum Beispiel wie man Artikel bekannt macht, die nicht in einem IF-starken Journal erschienen sind. Das Start-Up Kudos (www.growkudos.com) nutzt, was vorhanden ist: Altmetrics, Twitter, Wissenschaftsnetzwerke. Sie erfinden das Rad nicht neu, sondern bringen es zum Rollen. Spannend.

Nach einem Vortrag über die Verzweiflung der Archivare und Bibliothekare angesichts der digitalen Flut scheint es eindeutig, dass die Schadensbegrenzung wohl nicht von einer Institution allein geschultert werden kann. Nicht nur in diesem Feld sind Zusammenarbeit und Standardisierung zentral.

In diesem Sinne bringt die APE-Konferenz die richtigen Vertreter zusammen. Natürlich auch und nicht zuletzt bei einem exquisiten Abendessen an der besten Adresse des Gendarmenmarktes. Schade nur, dass sich die Jungen und ebenfalls Ideenreichen der Branche dieses Essen vermutlich nicht leisten konnten.

 

Nadine Kötel, Studentin Mediapublishing an der HdM Stuttgart
Papierfreie Zone, Denken in Inhalten, die nicht an Publikationsformen geknüpft sind, und Open Access für alle – so der bereits bestehende Konsens, der nicht mehr in Frage gestellt wird. Die Debatten, die hier stattfinden, spielen sich auf einem anderen Level ab. Die Diskussionen werden aus stark wissenschaftlicher Sicht geführt, und es geht um Datenmengen, Auffindbarkeit und Verknüpfung von Inhalten. Für mich die Möglichkeit, das Ganze mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Jedoch vermisse ich teils die Rolle, die Verlage spielen sollen, sowie Möglichkeiten zur Monetarisierung.

Am Mittwoch morgen findet mein favorisierter Part, ein erfrischender Vortrag, statt: In "Dotcoms-to-Watch" präsentieren sich fünf Internetfirmen (Kudos, science open, readcube, scrazzle, iversity), die mit innovativen Konzepten, dem Anschein nach rentablen Geschäftsmodellen und ansprechenden Präsentationen überzeugen.

Eine nennenswerte Sache zum Schluss: Neben vielen Visionen bleiben selbst in dieser Ansammlung von Experten immer noch offene Fragen, auf die keiner eine Antwort weiß.