In einem Streifzug durch die Geschichte erfährt der Leser in "Mode - was uns anzieht" von den kostbaren Tuniken im alten Rom, für die die Färber 10.000 Purpurschnecken gebraucht haben, von luxuriösen Stoffen der Renaissance, gepuderten Perücken und Reifröcken des 18. Jahrhunderts. Großen Raum nimmt das 20. Jahrhundert ein, von Charleston-Kleidern über Petticoat und Caprihosen bis zum Shabby Chic. Auch wenn Herren- wie Damenmode gleichermaßen betrachtet werden, nimmt letztere aufgrund der immensen Variationsmöglichkeiten breiteren Raum ein.
Zwischen den Texten und unzähligen Bildern informieren Kästen über Nähnadeln, Biobaumwolle, Webstühle und Flachs oder erläutern, wie Filz als einer der wärmsten und anpassungsfähigsten Stoffe entstanden ist. Hätten Sie gewusst, dass zu den Must-haves von früher Muffs zum Händewärmen gehören? Oder dass die ultraweiten Baggypants von Jungs 1995 in amerikanischen Elendsvierteln modern wurden, wo Jugendliche aus Sympathie für Inhaftierte die Gürtel einfach wegließen, weil sie den Gefangenen verboten waren?
In eigenen Kapiteln erklärt Paxmann, welche Modeschöpfer ihre Modelle Haute Couture nennen dürfen, wie ein Modellkleid entsteht und wie Mode fotografiert wird.
Dabei setzt sie die modischen Entwicklungen immer in Bezug zu den gesellschaftlichen Bewegungen, zeigt, wie Politik die Mode beeinflusst hat, wie Fürsten Kleidervorschriften erließen, um die sozialen Stände voneinander abzugrenzen oder arbeitende Frauen im 20. Jahrhundert gänzlich andere, nämlich wesentlich praktischere Kleider bevorzugten als die zur Untätigkeit verdammenden riesigen Schleppenröcke. Immer wieder bekommen die Leser – und dieses reich illustrierte Buch ist, auch wenn es in der Was-ist-was-Reihe erscheint, in seiner komprimierenden Form keineswegs nur für den Nachwuchs interessant – Fakten unterhaltsam präsentiert, die sich so leicht im Gedächtnis verankern.
Christine Paxmann: Mode – was uns anzieht. Tessloff, 48 S., 9,95 Euro <
