Die Sonntagsfrage mit Lisa Maria Keil und Jana Zawadzki

"Verdienen Nachwuchskräfte keinen Mindestlohn?"

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Laut Koalitionsvertrag soll der Mindestlohn in Deutschland kommen. Außen vor bleiben vermutlich Praktikanten, Volontäre und Azubis, dabei hatte die EU erst kürzlich moniert, dass Deutschland seinen Nachwuchs prekär beschäftigt. Was sagen die Nachwuchssprecherinnen des Börsenvereins zum Thema?

"Die SPD hat sich in den Koalitionsverhandlungen durchgesetzt: Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zum 1.1.2015 einen flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro geben. Viele werden davon profitieren, allerdings gibt es auch Gruppen, die außer Acht gelassen wurden, wie zum Beispiel Azubis und Praktikanten.

Da Auszubildende und Praktikanten in vielen Fällen eine vergleichbare Arbeitsleistung wie andere Arbeitnehmer bringen, finden wir es nur fair, auch für sie einen Mindestlohn zu fordern. Außerdem sollte es in jedem Fall auch möglich sein, von der Vergütung einigermaßen zu leben, ohne finanzielle Unterstützung von Dritten. Gerade bei Volontariaten ist das momentan nicht gegeben. Im Gedächtnis geblieben ist das Beispiel eines Bewerbers bei KiWi, das im September durch die Medien ging: Als Reaktion auf die Kritik verdoppelte der Verlag das Gehalt für die Volontäre im Presse- und Online-Bereich von 500 auf 1000 Euro brutto im Monat. Nicht schlecht auf den ersten Blick, doch für die Betroffenen im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten vor allem in Großstädten nicht wirklich eine Verbesserung, wie aus den zahlreichen Reaktionen im Netz hervorgeht.

Steigende Gehälter bringen steigende Kosten mit sich. Schon heute sind viele Unternehmen nicht mehr ohne weiteres bereit, auszubilden oder Praktikumsplätze anzubieten. Wir befürchten darum, dass die Bereitschaft Nachwuchskräften eine faire Chance für den Berufseinstieg zu bieten, mit einem Mindestlohn noch weiter sinkt.

Uns interessiert deshalb auch die Meinung der Arbeitgeber zu diesem Thema: Ist ein Mindestlohn für Azubis, Praktikanten und Volontäre sinnvoll und realisierbar? Und wenn ja, in welchen Dimensionen? Es ist Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen."

Lisa Maria Keil und Jana Zawadzki

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