Beutekunst

Weichen stehen auf Zusammenarbeit

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Happy End nach 72 Jahren: Im Rahmen der 4. Jahrestagung des Deutsch-Russischen Bibliotheksdialogs sind in Leipzig 125 Bände, die 1941 von einem NS-Sonderkommando geraubt wurden, an das Staatliche Museum Schloss Pawlowsk zurückgegeben worden – ein wegweisendes Signal in den  Bemühungen um Erforschung und Restitution kriegsbedingt verbrachter Kulturgüter.

Die lange Zeit als verschollen geltenden Bücher aus dem Zarenschloss Pawlowsk bei St. Petersburg waren während des Kriegs in den Besitz des als Mitverschwörer des 20. Juli 1944 hingerichteten Grafen Friedrich-Werner von der Schulenburg gelangt, dessen Familie sich nun zur Rückgabe entschloss.

Der 2009 von der Kulturstiftung der Länder ins Leben gerufene Deutsch-Russische Bibliotheksdialog wird von der Staatsbibliothek zu Berlin und der Allrussischen Staatlichen M. I. Rudomino-Bibliothek für ausländische Literatur in Moskau koordiniert. Ziel der Initiative ist es, kriegsbedingt versprengte Sammlungen in beiden Ländern zu restituieren und der Forschung zugänglich zu machen.

Diesem Ziel ist man nun wieder ein Stück näher gekommen: Auf der Leipziger Tagung, die nach Stationen in Moskau, Berlin und Perm das vierte Zusammentreffen hochrangiger Spezialisten aus beiden Ländern war, wurden die Weichen für eine weitere binationale Tiefenerschließung und Digitalisierung der Bestände gestellt. Eine Reihe von Institutionen, so etwa die Petersburger Eremitage oder die Petersburger Nationalbibliothek, sind zu konkreten Kooperationen bereit. 

Gastgeber des Bibliotheksdialogs war diesmal die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig, deren Buch- und Schriftmuseum nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ebenfalls Verluste von wertvollen Buchbeständen durch Beschlagnahmung zu verzeichnen hatte. Die inzwischen in den Katalog der Russischen Staatsbibliothek aufgenommenen Bestände werden bis heute in Moskau bewahrt.