Schriftsteller für den Frieden

"Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg"

27. Februar 2015
von Börsenblatt
Warum Staaten eigentlich kein Verteidigungs-, sondern ein Friedensministerium haben müssten: Die Schriftsteller Janne Teller und Boualem Sansal über die "Vereinigung der Schriftsteller für den Frieden" - und was sie bewegen will.

Ein Jahr ist vergangen, seitdem die beiden Friedenspreisträger Boualem Sansal und David Grossman auf der Frankfurter Buchmesse ihr frisch geknüpftes Friedens-Netzwerk der Autoren vorgestellt haben. Seitdem hat sich einiges getan: Die Vereinigung hat ein Büro in Straßburg, unterstützt von Denis Huber, Direktor des Zentrums Nord-Süd beim Europarat.

Außerdem wird an ganz konkreten Projekten gearbeitet. Dazu gehört ein Buch, das zur Frankfurter Buchmesse 2014 in mehreren Sprachen erscheinen soll. Der Titel: "Imagine Peace". Denn, so Schriftstellerin Janne Teller, "Wenn man sich Frieden vorstellen kann, dann ist Frieden auch möglich". Autoren wie Salman Rushdie, Herta Müller, Liao Yiwu und Orhan Pamuk werden Texte zum Thema beisteuern, natürlich sind auch Teller, Grossman und Sansal dabei. 

Teller, die früher für die Vereinten Nationen unter anderem in Mosambik gearbeitet hat, machte deutlich, dass die Organisationen und Führungen der Welt oft nur die politische Seite eines Landes, eines Konfliktes sehen würden, weniger die menschliche Seite. "Da kann die Literatur, da können die Autoren eine Brücke schlagen".

Parallel zur Arbeit am Buch wollen die Autoren Kontakte zu Literaturfestivals und Universitäten in aller Welt knüpfen, um weitere Mitstreiter für ihr Anliegen ins Boot zu holen. Über den Krieg werde viel gesprochen, aber über den Frieden und wie er ganz genau aussehen könne, selten, sagte Boualem Sansal: "Dabei wäre das wichtig - denn Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg". Diesen Gedanken spitzte Janne Teller bei der Diskussion auf der "Weltempfang-Bühne" in Halle 5.0 noch zu: "Ein Ministerium für Verteidigung gibt es in nahezu jedem Land, aber keines hat ein Ministerium für Frieden. Ist das nicht seltsam?"