Leseförderung für Nachwuchskicker

Elf Jungs, zwei Trainer, ein Ball und eine Kiste voller Bücher

20. Juli 2015
von Christina Busse
"Angelockt hat die Jungs eindeutig das Fußballspielen. Kicken ist ein großer Motivator", berichtete Frank Maria Reifenberg, der "Kicken & Lesen Köln" in seiner Heimatstadt initiiert und es jetzt im Rahmen der Frankfurter Buchmesse auf der Bühne des Börsenvereins vorgestellt hat. Das neu gestartete Projekt soll Lesemuffel aus dem Abseits holen − Partner ist der 1. FC Köln.

Der Anpfiff für das Kölner Trainingsteam, das sich vorgenommen hat, insbesondere Jungen zum Lesen zu motivieren, hat am 9. September stattgefunden. Acht Gruppen mit bis zu 20 Kindern im Alter von zehn bis elf Jahren sind in sechs Schulen und in zwei Einrichtungen der offenen Jugendarbeit an den Start gegangen. "Der Leseknick bei Jungs ab acht Jahren ist ein bekanntes Phänomen. Wir wollen zeigen, welche Wege man gehen kann, um ihnen wieder Lust aufs Lesen zu machen", erläuterte Frank Maria Reifenberg, der selbst Kinderbuchautor ist.

Für sein Projekt hat der ausgebildete Buchhändler starke Partner gewinnen können. Ganz vorne: Der 1. FC Köln. Mit den Jugendtrainern des FC dürfen die Kinder sogar einen Trainingstag verbringen. Doch das Kicken versteht Reifenberg nicht nur als Türöffner fürs Buch. "Bei beidem kann man seine Fähigkeiten durch Training verbessern", ist er überzeugt. Beide Elemente wechseln sich innerhalb der wöchentlich stattfindenden 90-minütigen Trainingseinheit miteinander ab. Begleitet werden die Jungen durch studentische Trainer und Lehrer ihrer Schule. "Wichtig ist, dass Fußball und Lesen als spielerische Einheit angeboten werden. Nach einem Staffellauf mit Dribbling folgt beispielsweise eine Lautlese-Übung zu zweit und nach einer Schusstechnik-Übung liest der Trainer vor", gab Reifenberg einen Eindruck. Die Leseübungen folgen dem Lesetrainingsheft aus dem Verlag für pädagogische Medien (vpm). Jeder Teilnehmer hat zudem sein eigenes Trainingsbuch, den "Clubausweis", in dem er seine Erfolge festhält.

"Jungen sind die Bildungsverlierer, dagegen sollte man etwas tun", erklärte Anna Winter, Lehrerin an der Max-Planck-Schule in Köln-Porz, ihre Teilnahme am Projekt. "Außerdem finde ich so viel außerschulische Unterstützung toll. Das habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt." Außerdem sei ihre Erfahrung, dass die Ausdauer und Disziplin, die Kinder in Vereinen lernen, sich auf andere Bereiche übertrage. Reifenberg bestätigte: "Das geänderte Setting sorgt dafür, dass die Jungs Regeln akzeptieren. Beim Sport ist es für sie ganz selbstverständlich, das Maul zu halten, wenn der Trainer redet. Wenn es sein muss arbeite auch beim Lesetraining mit der Schiedsrichterpfeife und mit der gelben und roten Karte."

Finanziert wird "Kicken & Lesen Köln" an erster Stelle durch die Kölner SK Stiftung Kultur, die sich vielfältig im Bereich Leseförderung engagiert. Wichtige Partner sind auch die Buchhandlungen vor Ort, die das Projekt durch Bücherkisten unterstützen. "Zu sehen, wie begeistert die Jungen auf die Bücher zugehen, bestätigt uns auf dem Weg", sagte Angelika Jüttner von der Rather Bücherstube. Ebenfalls mit dabei sind die Buchhandlungen Bouya, BUNT, Neusser Straße, Klinski, Maternus und einzigundartig. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt, für das es ein Vorbild in der offenen Jugendarbeit in Baden-Württemberg gibt, vom Institut für Sprache und Literatur der Universität Köln.

Den fulminanten Abschluss nach einem Jahr "Kicken & Lesen" bilden ein Bookslam und ein Fußballturnier. "Der Wettkampfgedanke ist für die Jungs wichtig", weiß Reifenberg, "und zu gewinnen gibt es natürlich einen Pokal!"

Weitere Infos: www.kickenundlesenkoeln.de