Emil als Gastredner beim Schweizer Empfang

"Oh - jetzt ist das iPad abgestürzt!"

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Er zog sie wieder an, die Massen: Beim Schweizer Empfang des SBVV auf der Frankfurter Buchmesse war Autor und Kabarettist Emil Steinberger Gastredner. Aber statt einer Rede bot er unterschiedliche Varianten einer Ansprache zum Buchhandel - hintersinnig und gekonnt wie immer.

Bei Variante 1 im Stil von Karl Valentins Worthülsenreden jonglierte er mit inhaltsleeren Redenbausteinen wie Politiker, bei Variante 2 versuchte er sich mit iPad: "Zuerst den Code eingeben ...", und nach einigen Schwierigkeiten beim Weiterwischen entwarf er den Verlagsstand der Zukunft, alles nur digital, elektronisch: "Man legt einfach ein paar Bücher hin, ich weiß auch nicht ... so ein Stand müsste  ... ja, ein virtueller Raum sein", "wo die Buchhändler wie Trojaner agieren ..." Steinberger spielte mit dem gläubigen Vertrauen auf die digitalen Möglichkeiten und den Tücken der Technik: "... und das Wichtigste überhaupt in der Zukunft ist ... Oh! Jetzt ist er abgestürzt! Es tut mir leid, ich kann das jetzt nicht auswendig erzählen, was das Wichtigste ist ..., das müssen Sie jetzt mit Ihrer eigenen Fantasie füllen."

Variante 3 zeigte den Buchkäufer, der verworren den Inhalt eines Buchs zusammenstottert und vom Buchhändler wissen will, um welches Buch es sich handelt - urkomisch und den meisten der anwesenden Buchhändler doch sehr vertraut. Zudem berichtete Emil über unterschiedliche Erfahrungen mit Sortimentern, "die einen sind unglaublich hilfsbereit, beraten auch sehr gut, die anderen sitzen bei Büchertischen nur im Stuhl und gaffen, wieder andere sagen: Nein, nein, ich mache Samstagabend keinen Büchertisch, obwohl ihre Buchhandlung gerade 50 Meter vom Theater entfernt liegt. Offensichtlich hatte die Buchhandlung die 1300 Euro Umsatz nicht nötig."

Steinberger schloss mit einer Anekdote, die er in einer Buchhandlung erlebt hatte: Ein Sortimenter hatte sehnlich auf sein neues Buch gewartet; als der Verlag es herausbrachte, schaute Emil vorbei und wunderte sich, dass es nicht in der Auslage zu sehen war. Worauf der Buchhändler meinte, ach was, er verkaufe das Buch sehr gut - "ins Schaufenster kommen nur Titel, die sich schlecht verkaufen."