Sascha Lobos Sobooks

"Social Selling"

20. Juli 2015
von Börsenblatt
e-Book-Handlung, Lesecommunity und soziales Netzwerk: Sascha Lobo stellt in Frankfurt das Buchportal Sobooks vor. Das Fazit vorab − auf absehbare Zeit wird Sobooks wohl vor allem eins bleiben: "Ein großes Experiment".
Sascha Lobo und seine Mitstreiter Christoph Kappes, Oliver Wagner und Oliver Köster wollen das "Buch als verkaufbares Medium erhalten", im klassischen e-Book sehen sie jedoch schon heute eine "völlig veraltete Technologie".

Auf der Frankfurter Buchmesse stellten Lobo nun ihr Projekt Sobooks vor, was für "Social Books" steht und auf eine Kombination von Social Media und elektronischer Buchverkaufsstelle hinausläuft. Eigene Titel kann man sich zwar vorstellen – aktuell wird es sie jedoch noch nicht geben.
 
Sobooks wird mit rund 20 Büchern starten, die vollständig im Internet stehen. Der Käufer kann selbst entscheiden, ob er im Browser lesen will oder die Titel als e-Pub oder PDF herunterladen möchte. Zu den Verlagen, die sich trauen, diesen Weg mitzugehen, gehören große Häuser wie Random House, HoCa, Ullstein, der Spiegel Buchverlag aber auch Indies wie Sukultur und Nautilus, dazu textlastige Magazine wie Brand Eins oder Merkur.
 
Auf vielerlei Weise soll der „Buch-Buzz“, das Gespräch über Bücher, die Mühlen des Geschäfts antreiben: So können Leser nicht nur mit anderen Lesern interagieren, sondern Zitate aus den Büchern via Facebook teilen, ein entsprechender Link führt direkt in das Buch hinein. Am Fuß der Seite gibt es mit der "Heatmap" ein Instrument, das besonders heiß diskutierte Seiten eines Buches sichtbar macht – für Lobo gleichzeitig exakt jene, aufgrund derer häufig Kaufentscheidungen fallen. Konsequenterweise gibt es nicht nur Buch-Charts nach Verkäufen, sondern nach sozialer Aktivität. Gegen dieses auf breiter Klaviatur ausgespielte "Social Selling" (Lobo) wirken die individualisierten Buchempfehlungen von Amazon geradezu liebevoll gestrig.
 
Lobo kündigte indes an, dass den Sobook-Kunden volle Datensouveränität zugestanden werden soll – wer wolle, könne auch gänzlich unbehelligt kaufen und lesen. Die Anmeldung wird in einer ersten Phase allerdings nur über Facebook erfolgen, abgerechnet wird zunächst ausschließlich über Paypal – dass damit ausgerechnet jene Dienstleister mit womöglicher "Direktleitung zur NSA" involviert sind, wie Lobo zerknirscht scherzte, dürfte manch potenziellen Sobook-Fan verschrecken. Lobo rechnet künftig mit durchschnittlichen e-Book-Preisen zwischen 1.99 – 4.99 Euro. Und er lockt mit weiteren Features: So soll es möglich werden, künftige Bücher eines Autors zu einem günstigeren Subskriptions-Preis vorzubestellen; man kann e-Books nicht nur verschenken, sondern an bis zu drei Freunde verleihen. Und es wird – neben Sobooks – auch Cobooks geben: e-Book-Versionen von rechtefreien Werken, die durch Kommentierungen prominenter Zeitgenossen wieder zu verkaufbarem Content werden.
 
Am Buchmesse-Sonntag soll Sobooks zunächst in einer Closed-Beta-Phase online gehen.  In dieser Zeit kann die Plattform nur mit einem der Einladungscodes benutzt werden, die Lobo zur Messe aus der Hand gerissen wurden. Anschließend wird der Kreis der Probanden in einer bis zur Leipziger Buchmesse terminierten Alpha-Test-Phase noch einmal deutlich ausgeweitet.
 
Wann Sobook am Sonntag genau startet, verriet Lobo nicht – die bis zum Messende geplanten Gespräche mit Verlagen und Medien sollen nicht von abschmierenden Servern begleitet werden. Die niedliche "Failcat", die in diesem Fall auf dem Bildschirm erscheint, stellte Lobo sicherheitshalber schon einmal vor. Auf absehbare Zeit wird Sobooks wohl vor allem eins bleiben: "Ein großes Experiment".