Bookshelf Porn auf der Frankfurter Buchmesse

"Collective Feeling of Enjoyment"

20. Juli 2015
von Christina Busse
Prickelnde Ansichten für Buchfetischisten: Auf der Frankfurter Buchmesse stellte Anthony Dever heute sein Projekt "Bookshelf Porn" vor − unter dem Motto: "How to make books sexy".

Schon immer dienten reich bestückte Bücherregale auch der Selbstdarstellung. Motto: "Sage mir, was Du liest, und ich sage Dir, wer Du bist." Oder: "Wer Du sein willst." Denn was von den zur Schau gestellten Buchmetern tatsächlich gelesen wurde, sei dahingestellt. Die Ästhetik gut gefüllter Bücherregale und ihre Aussagekraft hat der Australier Anthony Dever jedenfalls zum Anlass genommen, eine digitale Sammlung mit Fotos besonders ansprechender Exemplare anzulegen. Seit 2009 postet der "Buchfetischist", wie er sich selbst bezeichnet, auf seinem Blog bookshelfporn.com Fotos, die in  Bibliotheken, Buchhandlungen und privaten Räumen aufgenommen wurden. 1.200 anregende Bilder umfasst seine digitale Fotogalerie bereits, Dever erhält laufend Beiträge von Gleichgesinnten aus aller Welt. 

Da geht es chaotisch zu, bombastisch, akribisch, designed, übersichtlich, kreativ… die gezeigten, kleinen und großen Sammlungen sind so vielfältig, wie die Menschen, aus deren Lebensumwelt sie stammen. Die Beispiele reichen von einem zur Bibliothek umgenutzten opulenten Theatersaal in Argentinien, über mobile Mini-Büchereien aus dem dörflichen England und atmosphärische Präsentationen in Buchhandlungen auf der ganzen Welt bis zu sehr individuellen Einblicken in Privaträume.  

15 Millionen Klicks hätten die Fotos bereits erhalten, berichtete Dever heute auf der Frankfurter Buchmesse, wo er im Forum Börsenverein sein Projekt  unter dem Titel "How to make books sexy" vorstellte. Dass unter den zahlreichen Nutzern auch der eine oder andere enttäuschte User sein könne, der mehr Wert auf "porn" als auf "book" lege, schließe er nicht aus, räumte Dever ein. Doch die Resonanz, die er erhalte, zeige ihm, dass echte Buchliebhaber in der Mehrzahl seien.

Der Erfolg ließe sich nicht nur an der großen Menge an Zusendungen weiterer Fotos ablesen, sondern auch daran, dass Bilder sehr häufig über Facebook, Instagram, Pinterest  und andere Netzwerke geteilt würden. Auf Facebook verzeichnet Bookshelf Porn fast 74.000 Likes. Gleichzeitig erreichten ihn Geschichten von Menschen, die sich von den Abbildungen inspirieren ließen. So hätten sich beispielsweise schon weltweit rund 25 private Initiativen zu einer kleinen Bücherei nach dem Prinzip des Büchertauschs anregen lassen.  

"Das Interesse zeigt, dass das physikalische Buch nach wie vor für die Menschen eine Bedeutung hat" resümiert Dever, der sein Geld als Digital Strategist in der Werbung verdient. "Bücherregale spiegeln die Persönlichkeit wider, denn sie wird auch durch das geformt, was wir lesen. Man bewahrt Titel auf, die einen besonders angesprochen haben und über deren Inhalt man weiter nachdenken möchte. Außerdem haben Buchrücken eine besondere Haptik und Ausstrahlung. Ich selbst fühle mich wohler, wenn ich von Büchern umgeben bin. Das kann man vergleichen mit einem sonnigen Tag, da geht's mir einfach besser", sagte Dever, der für alle Buchliebhaber von einem "collective feeling of enjoyment" spricht.