Frankfurter Buchmesse

Der Startknopf für LOG.OS ist gedrückt

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Ein offenes Betriebssystem für die Branche in der digitalen Welt – das will die Plattform LOG.OS sein, die Volker Oppmann, Verleger und textunes-Mitbegründer, heute in Frankfurt vorgestellt hat.

Das Projekt ist ambitioniert, wie schon der Name verrät, der den ersten Vers des Johannesevangeliums zitiert ("Am Anfang war das Wort"; griechisch: Logos). Volker Oppmanns Vision ist es, eine Plattform für digitale Bücher aufzubauen, die dem heraufziehenden Oligopol großer Internetkonzerne (Amazon, Apple, Google & Co.) ein gemeinnütziges Betriebssystem (dafür steht das Kürzel "OS"= Operating System) entgegensetzt. Ein System, das "nicht durch Wirtschaftsinteressen korrumpiert oder durch kommerzielle Wettbewerber übernommen werden kann".

Denn die Zukunft zumindest des digitalen Buchmarkts und Bibliothekswesens wird so aussehen, dass wenige Technologiekonzerne (neben den US-Unternehmen gehört auch die Telekom dazu) den Zugang zu Inhalten über Cloud Libraries kontrollieren.

LOG.OS, das schon 2014 in die Beta-Phase gehen soll, ist hingegen ein offenes System, das auf offenen Standards aufsetzt (zum Beispiel dem E-Book-Standard EPUB) und Schnittstellen zu anderen Plattformen und Social Networks (etwa Facebook) integriert. Es ist für alle Zielgruppen in der Buchwelt zugänglich (Buchhändler, Leser, Verlage, Bibliotheken, Autoren etc.).

Um die Unabhängigkeit der neuen Plattform zu sichern, haben Oppmann und seine Mitstreiter (unter ihnen auch Katja Splichal) zunächst den Förderverein LOG.OS e. V. gegründet, der Öffentlichkeitsarbeit betreibt und Mittel für die LOG.OS-Stiftung einwirbt. Die Stiftung, die keine natürliche Person als Eigentümer hat, ist wiederum zu 100 Prozent Gesellschafterin der gemeinnützigen LOG.OS gGmbH, die dann das operative Geschäft übernimmt und die Plattform aufbaut. Für den Aufbau der Stiftung werden Oppmann zufolge 50.000 Euro benötigt, als Grundkapital für die gGmbH 25.000 Euro. Den Aufbau der Plattform in ihrer Basisversion veranschlagt Oppmann auf 500.000 Euro. Bis alle Nutzeroberflächen und Schnittstellen gebaut sein werden, dürfte noch einmal das Zehnfache an Mitteln benötigt werden.

Die Tatsache der Unabhängigkeit von kommerziellen Interessen bedeutet allerdings nicht, dass auf der Plattform alle Inhalte frei zugänglich sind: denn sie soll ja gerade Verlagen und Buchhandlungen als Handelsplattform offen stehen. Der Unterschied zum Wirtschaftsunternehmen ist allerdings, dass alle durch Provisionen erzielten Gewinne wieder gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden (sofern sie nicht auch für Personal und Betriebskosten der gGmbH gebraucht werden). Überschüsse, so Oppmann, könnten auch in Stipendien und Förderprogramm fließen. Wer Fördermitglied von LOG.OS werden will, ist mit einem Mitgliedsbeitrag von 20 Euro im Jahr dabei.