Unbequeme Fragen 9

Weniger Bücher und dafür länger lieferbar?

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Labor Ateliergemeinschaft, die Gastblattmacher des am Donnerstag erschienenen Börsenblatt-Spezial Kinder- und Jugendbuch ist, hat eine Reihe von Fragen an die Branche. Eine davon an die Verleger: Wäre es nicht möglich, weniger Bücher herauszubringen und sie dann länger lieferbar zu halten?
Alexandra Borisch, Kerle Programmleiterin: Wir prüfen tatsächlich sehr kritisch, wie viele Titel pro Programm wir machen, denn mehr Titel bringen auch nicht automatisch mehr Umsatz. Wie lange wir sie lieferbar halten können, liegt jedoch daran, wie sie abfließen, denn ein Titel, der nur im Lager liegt, nützt auch niemandem.

Ulrich Störiko-Blume, Verleger Hanser Kinder- und Jugendbuch: Das Problem ist nicht vorrangig durch die Verlage, sondern durch den Buchhandel zu lösen. Es wird immer ein Dilemma sein: Autoren wollen ihre Bücher auf dem Markt sehen - der Buchhandel muss selektieren. Gerade im Kinder- und Jugendbuch ist der Buchhandel gut beraten, die Backlist intensiv und lange zu pflegen.

Andrea Herzog, Hörcompany-Verlegerin: Wir bringen ja schon wenige sehr ausgewählte Hörbücher raus und halten sehr viele Titel lange lieferbar. Leider möchten Presse und Handel anscheinend oft nur Novis und manch Händler remittiert schon nach paar Monaten. Mir tun oft „nachwachsende“ Kinder leid, an denen so viele schöne (Hör-)Bücher einfach vorbeigehen.

Michael Schweins, arsEdition-Geschäftsführer: Leider nimmt die Anzahl und die Halbwertszeit der Dauerseller ab. Aber Titelanzahl-Reduzierung ist ein großes Thema.

Jan Weitendorf, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Oetinger: Wie soll das funktionieren? Das ist wie in der Politik – Wir stehen nicht alleine da und können daher nur sehr beschränkt Insellösungen denken. Die anderen Marktteilnehmer besetzen die entstandenen Lücken sofort. "Weniger Bücher" heißt nicht unbedingt "mehr Erfolg" für die übrig gebliebenen Titel. Die Lagerhaltungskosten (Palettenkosten) müssen mindestens erlöst werden.

Herwig Bitsche, NordSüd-Geschäftsführer: Ich bezweifle, dass es funktioniert. Auch Versuche weniger Titel zu machen und von diesen mehr zu verkaufen, gelingen in der Regel nicht. Wenn wir weniger Bücher machen würden, würde dies vermutlich zu Lasten der weniger bekannten Autoren gehen. Die Breite des Programms entsteht nicht zuletzt durch das Ausprobieren von Neuem.