Unbequeme Fragen 8

Was halten Sie vom Spitzentitelhype?

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Labor Ateliergemeinschaft, die Gastblattmacher des am Donnerstag erschienenen Börsenblatt-Spezial Kinder- und Jugendbuch ist, hat eine Reihe von Fragen an die Branche. Eine davon: Was halten Sie vom Spitzentitelhype?
Jan Weitendorf, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Oetinger: Er verhindert die Sicht "der Masse" auf die kleinen besonderen Titel, aber er ist für das Überleben vieler Verlage und Urheber unerlässlich. Solange dadurch das Lesen im Vordergrund steht und Kunden in die Buchhandlungen kommen, bin ich ein Freund des Spitzentitelhypes…

Michael Schweins, arsEdition-Geschäftsführer: Schlecht für Midlisttitel und „stillere“ Bücher.

Alexandra Borisch, Kerle Programmleiterin: Anfangs war es toll, Jugendbücher auf der Bestsellerliste zu sehen. Plötzlich war eine Branche, die früher weniger Beachtung fand, so wichtig. Doch alles hat seine Schattenseiten. Je höher die Summe, desto größer die Erwartung. Und auf einmal sind 50.000 verkaufte Exemplare ein Flop. Es gab Zeiten, da hätte man sich über solche Zahlen gefreut. Ich finde es besser, wenn alle Seiten Autoren, Agenten und Verlag - mit vernünftigen Erwartungen an einen Titel herangehen – und sich dann gemeinsam über gute Verkäufe freuen. Ich wünsche mir wieder mehr Bodenständigkeit.

Herwig Bitsche, NordSüd-Geschäftsführer: Ist das ein Thema für Bilderbücher? Die eigentlichen Bestseller sind Titel, die seit Jahren beständig gut gehen. "Heule Eule" z.B. ist vor 10 Jahren erschienen, seit drei Jahren ist es auch ein Bestseller. Seit 2011 haben wir davon rund 70.000 Ex. verkauft. Das wurde nie gehypt. Aber, es ist vernünftig, wenn wir versuchen diesen Erfolg zu verlängern.

Ulrich Störiko-Blume, Verleger Hanser Kinder- und Jugendbuch: Ich halte viel von herausragenden Büchern, die auch herausragende Verkaufszahlen erzielen. Vom Hype, der versucht, aus Sternchen Sterne zu machen, halte ich so wenig wie von Formel-Eins-Rennen: Viel Lärm um nichts.

Andrea Herzog, Hörcompany-Verlegerin: Gar nichts. Es fallen dadurch so viel schöne Titel hinten über. Da machen wir auch nicht mit.