Unbequeme Fragen 4

Was ist aus Ihren Träumen geworden?

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Labor Ateliergemeinschaft, die Gastblattmacher des gestern erschienenen Börsenblatt-Spezial Kinder- und Jugendbuch ist, hat eine Reihe von Fragen an die Branche. Eine davon: Was waren Ihre beruflichen Träume vor zehn Jahren und wo stehen Sie heute?

Was waren Ihre beruflichen Träume vor zehn Jahren und wo stehen Sie heute?

 

Klaus Humann, Aladin-Verleger: Vor gut zehn Jahren war ich absolut am Ende. 2000 hatten wir bei Carlsen 10 Millionen „Harry Potter“-Bücher verkauft, und wir waren alle fix und fertig wegen des Hypes und der Hektik. Damals wollte ich aufhören, etwas ganz anderes machen. Dann habe ich mich drei Wochen in Sri Lanka bei einer Aryuveda-Kur erholt und wusste wieder, worum es geht: darum, gute Bücher zu machen. Genau das mache ich heute, bin also genau dort, wo ich sein wollte.

Alexandra Borisch, Kerle Programmleiterin: Ich wollte gerne wieder Zeit haben für meine Autoren und Illustratoren – um mit ihnen gemeinsam zu brainstormen, kreativ zu sein und Ideen zu entwickeln. Das ist mir nun gelungen – und ich genieße das sehr.

Jan Weitendorf, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Oetinger: Ich träume noch

Andrea Herzog, Hörcompany-Verlegerin: 2003 „hofften“ wir noch, dass es mit der Hörcompany was werden würde. Mittlerweile sind wir unter den ersten 5 der am meisten ausgezeichneten Hörbuchverlage (und alle anderen vor uns sind größer UND älter). Und wir sind ein anerkannter kleiner gut etablierter Verlag.

Ulrich Störiko Blume, Verleger Hanser Kinder- und Jugendbuch: Mit guten Büchern erfolgreiche Verlagsarbeit zu machen, damals bei Beltz & Gelberg, heute bei Hanser. Beide Verlage haben sich auf ihre Weise weiterentwickelt.

Herwig Bitsche, NordSüd-Geschäftsführer: Vor zehn Jahren wollte ich schöne Bücher machen. Das mache ich immer noch mit Begeisterung.

Monika Bilstein, Peter Hammer-Verlegerin: Vor zwölf Jahren habe ich die Verlagsleitung übernommen und mir gewünscht, das Programm in einem positiven Sinn populärer zu gestalten, ohne an Anspruch zu verlieren. Und ich wollte erreichen, dass der Verlag schwarze Zahlen schreibt. Beides ist gelungen.

Susann Struppert, Buchhandlung Serifee in Leipzig: Vor zehn Jahren wollte ich Goldschmiedin werden, das war ich auch für kurze Zeit. Vor fünf Jahren wollte ich dann wirtschaftlich unabhängig werden mit meiner Buchhandlung. Es sieht so aus, als ob ich das irgendwann auch schaffen werde.

Michael Schweins, arsEdition-Geschäftsführer: Ich stehe in etwa dort, wo ich hinwollte. Aber ein bisschen  mehr könnte immer sein.

Susanne Petzel, Buchhandlung Land in Sicht in Frankfurt: Expandieren wollen wir nicht. Wir möchten unser Auskommen mit zufriedenen Kunden haben, und das haben wir. Eine mittelgroße stationäre Buchhandlung mit einer literarisch-geisteswissenschaftlichen Tradition ist heute ein Grenzgang, aber er funktioniert. Was wir hier tun, tun wir genauso, wie wir es wollen.

Klaus Kämpfe-Burghardt, Ueberreuter Geschäftsführer: Ich bin seit 30 Jahren im Geschäft, und meine Träume sind mit viel Realismus unterfüttert. Vor zehn Jahren war ich bei Carlsen und habe davon geträumt, dass all das etwas wird, was ich angeschoben habe, der Taschenbuchverlag, die „Lesemaus“ und vieles mehr. Diese Träume sind in Erfüllung gegangen. Heute bei Ueberreuter ist immer noch jedes Buch mit einer eigenen Vision besetzt: Wir wünschen jedem einzelnen, dass es den Durchbruch bringt, den es bringen soll.

Paula Peretti, Baumhaus- und Boje-Verlagsleiterin: Es ist heute so, wie ich es mir vor zehn Jahren gewünscht habe.

Bernhard Schmid, Karl-May-Verleger: Wir wollten mindestens das 100. Verlagsjubiläum in diesem Jahr feiern – das haben wir geschafft. Jetzt arbeiten wir auf das 125. hin. Und dazu hoffen wir auch auf eine Neuverfilmung von Karl-May-Stoffen.