Unbequeme Fragen 3

Was haben Sie zuletzt beruflich gewagt?

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Labor Ateliergemeinschaft, die Gastblattmacher des heute erscheinenden Börsenblatt-Spezial Kinder- und Jugendbuch ist, hat eine Reihe von Fragen an die Branche. Eine davon: Was haben Kinder- und Jugendbuchverleger und -buchhändler zuletzt beruflich gewagt?

Was haben Sie zuletzt beruflich gewagt?

 

Alexandra Borisch, Kerle Programmleiterin: Unsere Reihe Monster Mia. Zu dem Zeitpunkt galt noch: Monster gehen nicht. Wir konnten ebenso nicht sicher sein, ob der deutsche Markt den eher englisch geprägten skurrilen Humor aufnehmen würde – noch dazu, wo sich die Protagonistin gegen die ganzen Rosa-Kitschwelten wehrt, die Mädchen nun mal so lieben. Aber unser Mut ist belohnt worden und wir sind sehr glücklich über die Entwicklung der Reihe.

Ulrich Störiko Blume, Verleger Hanser Kinder- und Jugendbuch: Verleger gehen täglich Risiken ein.

Monika Bilstein, Peter Hammer-Verlegerin: Die Ballade von Robert Louis Stevenson mit dem Titel „Der Pirat und der Apotheker“, mit fulminanten Illustrationen von Henning Wagenbreth. Dieses Buch war vor allem wegen seiner ungewöhnlichen, schrägen Illustrationen ein Wagnis. Es ist zum Glück gut ausgegangen: mit guten Umsätzen, einer Ausstellung und der Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2013 in der Kategorie Bilderbuch.

Bernhard Schmid, Karl-May-Verleger: Den Verlag weiterhin als Familienbetrieb fortzuführen.

Jan Weitendorf, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Oetinger: Verantwortung übertragen, mich dafür neuen Geschäftsfeldern verpflichtet und in anderen Bereichen hohe Investitionen frei gegeben.

Michael Schweins, arsEdition-Geschäftsführer: Eigentlich gehe ich gern und häufig berufliche Wagnisse ein. No risk, no fun!

Susann Struppert, Buchhandlung Serifee in Leipzig: Mich vor vier Jahren ungelernt selbstständig zu machen mit der Buchhandlung.

Herwig Bitsche, NordSüd-Geschäftsführer: Jedes Buch ist ein Wagnis. Nicht abzuheben aber ein Gebot der Stunde.

Susanne Petzel, Buchhandlung Land in Sicht in Frankfurt: Uns auf das Thema elektronisches Lesen einzulassen. Hier gibt es aber noch viele Fragen und Probleme, deren Lösung nicht in unserer Hand liegt. Das Ganze zeigt bisher auch nur durchwachsenen Erfolg.

Paula Peretti, Baumhaus- und Boje-Verlagsleiterin: Da, wo es gut passt, Print und Digital zusammenzudenken, zum Beispiel mit Bastei Entertainment Kinderbücher mit Apps zu entwickeln. Das ist sehr spannend. Und auch wieder historische Jugendromane bei Boje zu machen.

Andrea Herzog, Hörcompany-Verlegerin: Meinen „sicheren“ Beamtenjob als Lehrerin aufgegeben (mit „Entlassungsurkunde aus dem deutschen Staatdienst“) und zusammen mit Angelika Schaack die Hörcompany gegründet.

Klaus Kämpfe-Burghardt, Ueberreuter Geschäftsführer: LappanArt. Bei Lappan haben wir unter diesem Titel Kunst und Humor zusammengebracht und machen sogar Ausstellungen.

Klaus Humann, Aladin-Verleger: Das erste Mal bin ich ein großes Wagnis eingegangen, als ich mich nach 20 Jahren mit Büchern für Erwachsenen entschieden habe, Kinderbücher zu machen. Das war eine echte Mutprobe, weil ich zwar Kinder hatte, aber keine Ahnung von Kinderbüchern. Damals ging ich zu S. Fischer, gründete mit Wolfgang Balk die „Fischer Schatzinsel“. Nach 15 Jahren war es in den Augen Außenstehender ein Wagnis, Carlsen zu verlassen und Aladin zu gründen. Ich habe es nicht als Wagnis empfunden, sondern als Neugeburt.

 

Weitere Fragen (und Antworten) finden Sie am Donnerstag im Börsenblatt-Spezial Kinder- und Jugendbuch.