Neu im Regal: Lesetipp der Woche

Grandiose Komik

27. Februar 2015
von Stefan Hauck
Ob er mit dem Regenschirm kämpft oder eine Straße in eine Schneeballschlacht verwickelt, ob er am Globus dreht oder durch eine Rohrinstallation die gesamte Nachbarschaft unter Wasser setzt: Die Abenteuer des einsamen Helden in "Hallo Monsieur Hulot" sind so subversiv komisch, dass man sofort grinsen muss.

Es gibt Bücher, an denen kann man nicht vorbeigehen. Als mir das französische Original von "Hello Monsieur Hulot" im Frühjahr 2012 in Giannino Stoppanis Buchhandlung in Bologna auffiel, habe ich geblättert und geblättert. "Nicht wieder Geld für Bücher ausgeben", feixte meine Begleiterin, aber es ging nicht: Das Buch musste gekauft werden. Erst dachte ich noch: Der Band ist einfach wunderbar zum Verschenken, aber bis jetzt mochte ich mich nicht trennen. Umso schöner also, dass NordSüd in Zürich David Merveilles 22 komische Episoden in den deutschen Buchhandel gebracht hat.

Held der Bildergeschichten ist die aus den Filmen des Oscar-Preisträgers Jacques Tati bekannte Figur des Monsieur Hulot, der verträumt durchs Leben tapert. Auf jeder rechten Buchseite wird, völlig ohne Worte, eine Geschichte in kleinen Bildern erzählt; die Pointe kommt dann beim Umblättern auf der nächsten Seite im Großformat. Ob er mit dem Regenschirm kämpft oder eine ganze Straße in eine Schneeballschlacht verwickelt, ob er verspielt am Globus dreht oder durch eine Rohrinstallation am Waschbecken die gesamte Nachbarschaft unter Wasser setzt, Hulots Abenteuer sind so komisch, subversiv, dass man nicht anders kann als lächeln. Seine scheinbare Naivität hat System, und Merveille schafft es durch gekonnte Perspektivwechsel, den Betrachter selbst in die Rolle des staunenden Entdeckers zu lotsen.

Ein Bilderspaß für Erwachsene wie für Kinder − und ich bin erleichtert, dass ich jetzt die NordSüd-Ausgabe öfter verschenken kann, ohne mich vom Original trennen zu müssen.

David Merveille: "Hallo Monsieur Hulot". NordSüd, 50 S., 28 cm × 21,5 cm, 14,95 Euro